England 2019
20.07.2019. Am frühen Morgen startet Fred seinen Motor, um uns auf unserer Reise zu begleiten. Schon am Vortag haben wir das Gepäck verstaut, sodass wir nur noch unsere Zimmerpflanzen bei meinen Eltern vorbeibringen müssen, bevor es los geht. Unser erstes Ziel: Brügge.
Es ist ein sehr warmer Sommertag und das Erste was uns am frühen Vormittag auffällt ist die fehlende Klimaanlage. Wann immer es möglich ist, machen wir die Fenster auf, um wenigstens etwas kühlenden Fahrtwind abzubekommen.
Dann die erste Panne, ungefähr auf der Hälfte der Strecke. Nach einem heftigen Regenschauer reißt die Windschutzscheibe, vermutlich ein Spannungsriss aufgrund der Temperaturunterschiede. Das hält uns aber nicht weiter auf und gegen frühen Abend kommen wir in Brügge an.
Bei einem Abendspaziergang schlendern wir durch die engen Gassen der UNESCO-Weltkulturerbestadt. Schon als ich 2015 mit meinen Eltern hier war, hat es mir der Charme dieser Stadt angetan. Wunderschöne alte Gebäude, dazwischen Kanäle und Gassen, sodass eine Art Venedig-Feeling entsteht.
Nach längerer Suche finden wir auch ein Restaurant, bei dem wir noch einen freien Sitzplatz finden. Als Nachtisch gibt es noch eine klassische belgische Waffel, mit der wir uns an einen Kanal setzen und einigen Leuten auf einem Platz beim Tanzen zu Live Musik zuschauen. Eine friedliche entspannte Stimmung herrscht hier und wir können vom Stress der letzten Wochen etwas abschalten.
Als es dann langsam dunkel wird gehen wir zum Bus zurück, da wir noch eine Stunde weiterfahren müssen. Während die Sonne ganz am Horizont versinkt fahren wir nach Callais, wo am nächsten Morgen unsere Fähre nach Dover ablegen soll.
In Callais gibt es die Möglichkeit, auf einem kostenlosen Parkplatz auf dem Fährterminal zu übernachten. Das hatten wir zuhause recherchiert und tatsächlich gibt es noch freie Auswahl. Das einzige "Manko" des Platz sind die großen Flutlichtscheinwerfer, die das gesamte Hafengelände beleuchten. Aber auch das macht nichts, denn wir haben ja unsere Vorhänge, die den Innenraum ausreichend abdunkeln.
Am nächsten Morgen setzen wir dann nach Dover über. Die Fahrzeit der Fähre beträgt ungefähr 1.5 Stunden und trotzdem ist man angeblich nur eine halbe Stunde später schon da?! Wie kann das sein?
Durch die Zeitverschiebung -1 Stunde ist es nur eine halbe Stunde später, als wir das Schiff mit Fred wieder verlassen. Noch etwas müde, und in meinem Fall etwas angeschlagen, aber dennoch mit guter Laune machen wir uns auf den Weg Richtung Looe, unser heutiges Ziel.
Die erste Hürde, an die William sich gewöhnen muss, ist der Linksverkehr. Falschrum durch die ganzen Kreisverkehre, die die Engländer so zu lieben scheinen - ein sehr merkwürdiges, falsches Gefühl. Zweimal biegt er aus Gewohnheit wieder auf die rechte Straßenseite ab und steht beim zweiten Mal einer verdutzten Engländerin in ihrem Auto gegenüber. Zum Glück ist niemandem was passiert.
Ein etwas ungesundes Frühstück bekommen wir bei McDonalds. Hier kann man ganz andere Sachen bestellen, als wir es aus Deutschland kennen. Aber der Kaffee ist gut und den brauchen wir, um uns für die lange Fahrt zu stärken. Während ich immer wieder schlafe, fährt William die 300 Meilen alleine.
Etwa 6,5 Stunden später kommen wir am Nachmittag beim Campingplatz "Bay View Farm" in Looe an. Der Platz ist nicht der Günstigste und der Eigentümer hat einen starken Dialekt, sodass selbst William, der gut Englisch spricht, ihn kaum versteht. Aber ansonsten ist der Platz wirklich schön. Die Sanitäranlagen sind etwas alt, aber benutzbar. Wir sind von Korsika schon einiges gewohnt, daher stört uns das nicht. Und nicht zu vergessen: es gibt eine öffentliche Kühltruhe in der Küche, sodass wir Wasser für unsere Kühlbox einfrieren können.
Als wir am nächsten Morgen aus dem Bus steigen trauen wir unseren Augen kaum. Von der Aussicht ist nichts mehr übrig. Dichte Nebelschwaden ziehen am Bus vorbei, es ist feucht und klamm. So haben wir uns das nicht vorgestellt. Mir geht es schon wieder etwas besser, darum machen wir einen Ausflug, mit dem Fahrrad und zu Fuß, nach Looe zum Einkaufen.
2015 war ich bereits mit meinen Eltern hier, deshalb kommt mir noch das ein oder andere bekannt vor. Die Satteltaschen vollgepackt mit Essen machen wir uns wieder auf den Rückweg. Den Rest des Tages machen wir nicht mehr viel, Ruhen uns aus und planen wo es am nächsten Tag hingehen soll.
Unser Weg führt uns weiter nach Ruthernbridge (Bodmin) zum Ruthern Valley Camping. Ein relativ großer Platz auf dem es viele Hütten gibt, der aber etwas verwinkelt ist, weshalb die Größe nicht so zum Tragen kommt.
Dort angekommen machen wir unsere Räder startklar und radeln erstmal eine alte Bahnstrecke entlang, bis nach Padstow (Oneway ca. 11 Meilen). Eine schöne Strecke durch die Natur.
Am nächsten Tag erkunden wir auch weiter die Gegend. Es zieht uns nach St. Austell, um nach einem Baumarkt suchen, da bei unserem Heckauszug die sichernden Riegel kaputt gegangen sind. Dabei fällt uns auf, dass Fred wohl Öl zu verlieren scheint. Bei uns bricht gleich etwas Panik aus. Shit, der Bus verliert Öl! Viel Öl! Was machen wir jetzt?! Und als wäre das nicht genug geht die Fahrertür auch nicht mehr von außen auf?! Immerhin noch von innen. Rainer rät uns eine Werkstatt zu suchen, die mal einen Blick auf Fred werfen sollen.
Deshalb fahren wir am nächsten Tag wieder nach St. Austell und die Jungs von der Parkside Garage sind so nett und schieben uns dazwischen. Nach einer Stunde Entwarnung. So schlimm ist es nicht. Der Turbo ist zwar etwas ölig, das sei aber normal... Außerdem hilft uns der junge Mechaniker auch noch bei der Reparatur der Tür. Jetzt kann William auch wieder vernünftig einsteigen.
Noch am gleichen Tag fahren wir Richtung Pentewan zu den Lost Gardens of Heligan. England ist unter anderem bekannt für seine schön angelegten Gärten. Dieser Garten wurde in den 90er Jahren wieder auf Vordermann gebracht, nachdem er durch die beiden Weltkriege zunehmend vernachlässigt wurde und schließlich komplett verwilderte. Heute ist er wohl einer der meistbesuchten Gärten Englands.
Bei etwas grauem Wetter können wir die verschiedensten Pflanzen bewundern. Neben bekannten Terrain wie Feld, Wiese und Laubwald läuft man auch durch einen tropischen Teil und hat das Gefühl man würde durch den Regenwald wandern. Aufgrund der Größe des Parks schaffen wir es nicht, den ganzen Garten zu besichtigen. Vielleicht kehren wir irgendwann nochmal dorthin zurück und schauen uns auch den Rest noch an.
In unserem Reiseführer wurde eine Bahnfahrt mit einer Dampflok in Bodmin empfohlen. Darum fahren wir tags darauf nach Bodmin um mit der Bodmin & Wenford Railway zu fahren. Gesagt, getan. Doch insgesamt finden wir die Fahrt wenig spektakulär und ziemlich langweilig. Da bietet meiner Meinung nach die Harzer Schmalspurbahn oder der rasenden Roland mehr.
Gerade mal eine Stunde dauert die Fahrt; dann sind wir zurück. Und der Tag hatte quasi gerade erst begonnen. Deshalb machen wir noch einen zweiten Ausflug, diesmal ins Bodminmoor.
Das ist mehr nach unserem Geschmack. Eine Weile fahren wir nur über die kleinen Straßen, halten an wenn es uns gefällt und pausierten schließlich an einem See, wo wir Wildpferden beim Grasen zuschauen können.
Wären nicht unsere Gasflasche sowie Tisch und Stühle noch auf dem Campingplatz wären wir gerne dort geblieben. Kaum jemand außer uns ist dort. Ab und zu fährt mal ein Auto vorbei oder hält auf unserem Parkplatz, um kurz darauf wieder weiterzufahren. Da wir noch ein Stück zurück zum Campingplatz müssen brechen wir am frühen Abend wieder auf und fahren zurück.
Der nächste Tag beginnt wieder mit Fahren. Ziel des Tages ist Lands End. Der südlichste Zipfel von England. Bei strahlendem Sonnenschein wandern wir ein Stück entlang der Felsklippen und genießen die Aussicht. Am Punkt Land's End selbst wimmelt es an Touristen und Gift Shops Reihen sich aneinander. Aus dem eigentlich wunderschönen Ort ist eine Touristenfalle geworden. Doch sobald man den Wegen folgt und sich vom Hotspot entfernt kehrt Ruhe ein. Immer wieder begegnet man anderen Wandern, aber das Kindergeschrei und die Massen an Leuten sind weg.
Da wir noch keinen Schlafplatz für die Nacht haben, verlassen wir am späten Nachmittag das Land's End und fahren zum Secret Garden Camping, den wir übers Internet entdeckt haben. Dort finden wir zunächst nicht den Eingang und klingeln etwas desorientiert an einem Haus und fragen die Besitzer, ob das hier der Campingplatz sei. Ernst erwidert der Mann darauf nur "It's a secret." William versteht seinen Spaß zunächst nicht und ist verwirrt. Ich raffe was er meint und lache, aber traue mich nicht auf Englisch etwas zu antworten, da meine Englisch-Künste nicht besonders gut sind.
Wir dürfen trotzdem bleiben und fahren mit Fred in den Garten der Familie, auf dem bereits ein paar andere Gäste ihr Lager aufgeschlagen haben. Der Platz ist klein, hat gerade mal eine handvoll Stellplätze. Auf der Wiese spielen ein paar Kinder Fußball und Verstecken, die Atmosphäre ist familiär und freundlich. Ich fühle mich sofort wohl.
Am nächsten Tag besuchen wir noch das Minack Theater in Porthcurno. Dieses Freilichttheater liegt am Hang einer Klippe, mit Blick auf das Meer.
In den 1930ern begann Rowena Cade in ihrem Garten dieses Theater zu errichten. Dabei halfen ihr ein paar Freunde. Ihr Leben lang arbeitete sie daran, ihr Lebenswerk auszuweiten und hinterließ, als sie schließlich im Alter von 89 Jahren verstarb, umfangreiche Pläne für den weiteren Ausbau, die bis heute noch nicht vollständig umgesetzt sind.
Und natürlich kann man noch regelmäßig dort Theateraufführungen besuchen.
Der Charme des Theaters hat es uns ebenfalls angetan. Es ist als würde man in einem Garten sitzen und sich dabei eine Aufführung ansehen. Im Hintergrund das offene Meer. Als wir uns auf den Rängen niederlassen, proben gerade ein paar Schauspieler eine Szene. Eine Weile sehen wir ihnen zu, ehe wir uns auch noch den Rest des Grundstückes ansehen.
Am nächsten Tag brechen wir unsere Zelte wieder ab und fahren weiter. Dabei werden wir am Morgen klitsch nass, weil es wie aus Eimern gießt. England macht seinem Ruf alle Ehre.
Eigentlich war der Plan, noch einen weiteren Garten in der Nähe zu Besuchen, aber der Wetterbericht verkündet den ganzen Tag Regen und darum fahren wir weiter und verlassen die Region ums Land's End.
Es zieht uns nach Tintagel, wo wir uns das Tintagel Castle ansehen möchten. Doch als wir dort ankommen, machen Bauarbeiten unseren Plan zunichte, weshalb wir lediglich etwas spazieren gehen. Das Wetter hat auch gerade einen guten Moment, weshalb sogar mal die Sonne durchkommt.
Zumindest, bis das schlechte Wetter wieder über den Horizont auf uns zugezogen kommt. Wir beeilen uns wieder zum Bus zurückzukommen, in der Hoffnung noch vor dem nächsten Regen auf dem geplanten Campingplatz anzukommen. Das gelingt auch fast, aber als wir gerade auf dem Weg zu unserem Stellplatz sind, fängt es wieder an zu nieseln. Außerdem weht ein kräftiger Wind, der heftig an Fred rüttelt. Daher entscheiden wir uns dagegen noch etwas zu kochen und versuchen im Bus zu essen, was sich als schwierig erweist, da wir an nichts rankommen. Unpraktisch. Also ist damit entschieden, dass es früh ins Bett geht.
Da wir nicht ausreichend warme Kleidung eingepackt haben, beschließen wir, nach Plymouth zu fahren, um vor allem für William eine wärmere Jacke zu besorgen.
In einem Mega-Kaufhaus betreten wir zum ersten Mal in unserem Leben einen Primarkt und kaufen für Rund 15 Pounds eine Jacke. Außerdem verirren wir uns noch in einen SuperDry-Laden und nehmen noch zwei dicke Pullis mit.
Da Plymouth uns nicht besonders gut gefällt beschließen wir, doch noch einen Abstecher ins Dartmoor zu machen. Zwar ist kein gutes Wetter angekündigt, aber wir probieren unser Glück trotzdem.
Wie angekündigt ist das Wetter eine Katastrophe. Es schifft und wir geben schon die Hoffnung auf, dass wir überhaupt noch eine kleine Wanderung durch die Landschaft unternehmen können. Doch gegen frühen Nachmittag klart es wider erwarten noch auf und wir nutzen die erste Gelegenheit den Bus zu verlassen und uns in die Landschaft zu werfen.
Anschließend fahren wir zu den Haytor Rocks, auf die wir raufklettern. Da der Regen erst vor kurzem aufgehört hat ist es noch alles leer, sodass wir die Felsformation nur mit ein paar Leuten teilen müssen.
Und kaum das wir uns sattgesehen haben an der Aussicht, hält an der Straße ein weißer Fernbus und entleert sein Inneres in die Landschaft. Eine Meute Touristen strömt auf die Felsen zu.
Daher räumen wir das Feld, während ein Touri nach dem nächsten auf den Fels kraxelte.
Wir fahren noch eine Weile umher, halten hier und dort an um uns noch ein wenig umzuschauen und freuen uns, dass wir doch noch gutes Wetter bekommen haben.
Am Abend, zurück auf dem Campingplatz, können wir sogar noch den Sonnenuntergang genießen.
Weiter gehts in Richtung Dartmouth, unserem nächsten Ziel. Wir machen auf dem Weg dorthin noch zwei Abstecher nach Totnes und Brixham, wo wir jeweils ein wenig spazieren gehen. In Totnes schlendern wir durch eine Einkaufszeile, treffen auf ein altes Rathaus (oder sowas ähnliches) und drehen noch eine Runde im Park am Fluss. Anschließend fahren wir weiter nach Brixham. Nach längerem Suchen finden wir sogar einen kostenfreien Parkplatz, auf einer schrägen Fläche. Dort starten wir unseren Weg durch eine weitere Grünfläche zum Ort hinab, wo wir bis zum Hafen laufen. Dort herrscht reges Treiben, von dem wir uns mitziehen lassen, bis wir schließlich die Hafenmole erreichen, auf der wir uns ein wenig in die Sonne setzen und den Leuten beim Baden zusehen.
Da wir noch weiter wollen nach Dartmouth machen wir uns am späten Nachmittag wieder auf den Rückweg zu Fred. Als wir dann losfahren wollen, die Überraschung. Der Bus springt nicht an. Shit, was ist los?
Dann die Erkenntnis. Als wir geparkt haben, hatten wir schon nicht mehr so viel Sprit. Der übrig gebliebene Teil muss durch die Schräge des Parkplatzes in die hintere Ecke des Tanks gelaufen sein, weshalb der Motor kein Diesel mehr ziehen kann. So ein mist.
Zum Glück stehen wir ja auf einer schräge, weshalb ich den Bus mit viel Mühe in Richtung des Gefälles schiebe, wo er dann rückwärts runterrollt. William sitzt am Steuer und manövriert das Auto bis nach unten, wo es zum Glück wieder einen geraden Teil gibt. Dort springt der Motor dann nach ein paar Versuchen an. Gott sei Dank!
Also fahren wir erstmal tanken, egal wie teuer der Sprit an der Tankstelle dort auch sein mag. Dann setzen wir unsere Weg nach Dartmouth fort, wo wir am frühen Abend ankommen.
Die Sonne ist schon am untergehen, als wir Kingswear erreichen. Wir müssen nur noch mit der Fähre auf die andere Seite übersetzen, was zum Glück auf problemlos funktioniert.
Dafür haben wir Schwierigkeiten einen Campingplatz zu finden. Alles was wir anfahren ist schon voll. Dann lesen wir von einem Platz der nur sehr klein sein soll, den wir aber versuchen wollen. In einer Siedlung suchen wir danach, finden jedoch nichts. Dafür müssen wir rückwärts enge Straßen zurückfahren, da wir nicht umdrehen können. Wir wollen schon aufgeben, da finden wir noch ein Schild, welches einen Campingplatz ausweist. Zur Abwechselung finden wir den sogar. Und das Beste: Sie haben noch Platz für uns!
Der Platz besteht im Endeffekt aus einer riesigen Wiese, auf der man sich frei irgendwo hinstellen kann. Keine steht in der Mitte, alle stehen am Rande, weshalb wir das auch machen. Froh noch etwas gefunden zu haben laden wir unsere Fahrräder ab und machen uns ans Abendessen.
Am nächsten Tag besichtigen wir dann Dartmouth. Dazu müssen wir erstmal ein ganzes Stück zurückfahren, da unsere Campingplatz eine halbe bis Dreiviertelstunde entfernt liegt.
Dartmouth ist ein netter Ort mit teilweise sehr alten hübschen Häusern. Am Hafen kann man die Boote beobachten, die auf dem River Dart fahren. Was uns sehr erstaunt ist die Tatsache, dass kaum noch Wasser im Fluss ist, im Gegenteil zum Vorabend. Uns wird mal wieder klar, wie sehr die Gezeiten Einfluss auf die Höhe des Wasserspiegels haben. Amüsiert schauen wir ein paar Paddlern zu, die gegen das mittlerweile wieder zurückkommende Wasser ankämpfen. Wirklich voran kommen sie jedenfalls nicht.
Auch sonst fahren einige Schiffe auf dem Fluss hin und her. Da ist zum einen die Fähre, mit der auch wir tags zuvor gekommen sind. In regelmäßigen Abständen dreht der Raddampfer "PS Kingswear Castle" seine Runde bis zur Flussmündung und zurück. Auf der gegenüberliegenden Uferseite in Kingswear sehen wir eine Dampflok, die ihre Rauchwolke in die Gegend bläst. Es sieht sogar so aus, als hätte ein wenig Funkenflug einen kleinen Waldbrand verursacht. Zumindest beginnt es nach der Durchfahrt durch ein Waldstück dort an zu qualmen.
Eine Weile beobachten wir das Ganze, ehe wir zurück zum Auto gehen und beschließen uns noch an den Strand auf halber Strecke zum Campingplatz zu legen.
Am Abend dürfen wir Engländer beim Grillen beobachten. Oder auch nicht, denn sie bekommen es nicht hin. Wir haben festgestellt, dass die Engländer gerne beim Camping grillen. Doch viele von ihnen haben das Feuer anmachen scheinbar nicht drauf. Daher beobachten wir amüsiert wie sich eine Rauchwolke über das andere Ende des Campingplatzes legt. Die Franzosen neben uns wollen ebenfalls ihr Steak über dem Feuer rösten und wie um den Engländern auf der anderen Seite zu zeigen wie es geht, klappt es bei ihnen mit dem Anmachen wunderbar. Wir sind auf jeden Fall bis heute erheitert.
Ungefähr die Hälfte unseres Urlaubes ist bereits um, darum fahren wir in unserer nächsten Etappe ein ganzes Stückchen ostwärts in die Nähe von Bournemouth. Dort finden wir auf dem Holmsley Campsite einen Platz zum Schlafen. Der Campingplatz wurde auf dem Gelände eines ehemaligen Flugplatzes aus dem zweiten Weltkrieg errichtet. Zunächst werden wir nicht richtig warm mit dem Platz, da er sehr voll ist und wir kaum eine Ecke finden, an der wir etwas Privatsphäre hätten. Doch zum Glück entdecken wir nach einiger Suche noch einen Platz, an dem wir uns wohlfühlen.
Das Gelände liegt inmitten der Natur, weshalb wir am nächsten Tag eine Radtour in den "New Forest" machen. Wir fahren nach Brockenhurst, wo wir eine Pause einlegen wollen. Auf dem Weg dorthin müssen wir ein Stück auf einer Landstraße fahren, wo wir scheinbar mitten in ein Treffen von Sportwagen hineingeraten. Ein teures Auto nach dem nächsten rollt an uns vorbei. Wir bleiben stehen und machen Platz für die eleganten Schlitten.
Das, was wir von Brockenhurst sehen gefällt uns. Uns begegnen die für England typischen Reihenhäuser und dazwischen immer mal wieder ein Fachwerkhaus. An der Kirche rasten wir und essen Pasties, an denen wir gefallen gefunden haben. Ein paar tropfen Wasser von oben treiben uns dann aber dazu den Rückweg anzutreten und wir fahren durch Wald und Heide zurück zum Campingplatz. Immer wieder begegnen uns ein paar "wilde" Pferde, die uns Menschen aber nicht scheuen.
Auf dem Campingplatz beim Kochen passiert mir ein kleiner "Unfall". Mit etwas Schwung setze ich mich auf meinen nicht ganz ausgeklappten Klappstuhl und mache einen Abgang. Ehe ich mich versehe liege ich auf dem Boden und William steht lachend neben mir. Das war ja mal ein Abgang mit Stil... oder eher mit'm Stuhl? Nun ja. :D
Da wir nicht genau wissen, wo es als nächstes hingehen soll, befragen wir unseren Reiseführer. Der sagt uns, dass es einen tollen Steinbogen bei Wareham geben soll. Die Bilder sehen auch schön aus. Das einzig doofe: dafür müssten wir ja wieder zurück nach Westen? Naja, egal. Wir entscheiden uns fürs Durdle Door und fahren also nochmal westwärts. Eine gute Entscheidung, denn bei schönstem Sonnenschein schauen wir uns das Tor an.
Da ich aus unerklärliche Gründen Bauchschmerzen habe, kommen wir nicht besonders schnell voran. Alle paar Meter muss ich mich hinsetzen, alles ist heute anstrengender. Trotzdem wandern wir ein Stück, weg von den ganzen Touristen auf einen Hügel. Von dort hat man nochmal eine viel bessere Sicht auf die wundervolle Landschaft.
Aber auch wenn wir die Touristenströme meist meiden, möchten wir trotzdem ein Bild vor dem Durdle Door. Daher posieren wir nacheinander beide vor dem Naturwunder.
Nach der Besichtigung beschließen wir noch in Richtung Bath zu fahren. Dort kann man angeblich auf einer schönen Radstrecke von Bath nach Bristol fahren, was sich für uns wie ein Plan anhört. Daher schmeißen wir nochmal den Riemen auf die Orgel und begeben uns in die Nähe der alten Stadt.
Doch als wir dort ankommen stehen wir mal wieder vor einem Problem: und zwar finden wir keinen Campingplatz. Auch der letzte in der Umgebung hat eigentlich keinen Platz mehr frei. Da es aber schon recht spät ist überlegt er es sich nochmal und bietet uns die Grünfläche hinter dem Müllplatz an. Ich bin erstmal skeptisch und warte beim Auto, während William mit dem Mann mitgeht. Nach der Besichtigung durch William nehmen wir den Platz und finden ihn wunderbar. Unser ganz eigener privater Garten, den wir uns mit niemandem Teilen müssen. Eine hohe Hecke trennt die Grünfläche von den restlichen Parzellen ab, zur Straße hin schützen eine Wand aus Bäumen und Gestrüpp unseren Stellplatz. Die Mülltonnen sind ebenfalls durch dichten Bewuchs kaum zu sehen. Außerdem stehen sie in weiter Entfernung und stören daher nicht.
Am nächsten Tag besichtigen wir zunächst einmal Bath. Das Wetter ist nicht so gut, weshalb wir die Radtour noch um einen Tag verschieben. Eine Weile schlendern wir durch Bath und suchen nach einem Café, wo wir einen klassischen Englischen "Cream Tea" einnehmen können. Aber wir finden nichts, was uns zusagt, weshalb wir nur weiter umherlaufen.
Die Kathedrale von Bath ist beeindruckend (wie viele der Kathedralen in England). Die Stimmung auf dem Platz davor ist schön, da ein paar Musiker dort spielen und die Leute stehen bleiben, um zuzuhören. Auch wir hören ein Weilchen zu ehe wie weiter die Straßen erkunden.
In einem Laden für Fudge, schauen wir den Inhabern dabei zu, wie sie das klebrige Süß herstellen und kaufen anschließend welches. Der Verkäufer macht das mit viel Herzblut, weshalb wir uns breitschlagen lassen, mehr zu kaufen, als wir eigentlich wollen. Letztendlich hat sich das nicht gelohnt (da wir es nicht aufessen, weil viel zu viel!), aber für den erhalt des Ladens haben wir es gerne gemacht.
Am nächsten Tag ist wieder schönes Wetter, sodass unserer geplanten Radtour nach Bristol nichts mehr im Wege steht. Nach dem Frühstück schwingen wir uns auf die Räder und fahren los. Die Radstrecke liegt wieder auf einer alten Eisenbahnstrecke. Durch Wälder und Orte führt sie, teilweise an einer noch bestehenden Gleisstrecke entlang bis in die Innenstadt von Bristol. Zwischendrin fährt man sogar durch einen alten Tunnel, in dem rechts und links neben dem Weg noch der alte Gleisbettschotter liegt. Die Wände sind schwarz vom Ruß und nur selten erleuchten Funzeln den Weg. Gut das unsere Fahrradlichter funktionieren! Immer wieder kommen mit farbigen Lichtern ausgeleuchtete Bereiche und sphärischen Tönen die aus Lautsprechern klingen. Plötzlich ist es auch sehr kalt (im Gegensatz zu draußen). Enorm, wie im Tunnel die kalte Luft steht.
Diese Dampflokomotive treffen wir in ihrem Startbahnhof an, genau in dem Moment, als sie losfährt. Unsere Fahrradstrecke führt neben den Gleisen entlang und wir liefern uns ein Wettrennen mit dem Zug. Ganz schön anstrengend! Zum Schluss muss William mich anschieben, weil mir die Puste ausgeht. Ein paar Kinder im Zug feuern uns winkend und lachend an und wir schaffen es sogar, fast gleichzeitig mit der Bahn im nächsten Bahnhof einzutreffen. Danach brauchen wir erstmal eine Pause.
Nach der Pause gehts weiter, bis wir schließlich Bristol erreichen. In einem Park setzen wir uns erstmal wieder und Essen unseren Proviant. Viele Leute spazieren durch den Park, da er wohl eine Abkürzung zu sein scheint. Nachdem wir uns genug gesonnt haben, fahren wir noch ein wenig weiter.
Auch in Bristol gibt es wieder eine beeindruckende Kathedrale. Unglaublich, was die Menschen früher dort geleistet haben, solch ein riesiges Bauwerk zu schaffen. Da ich Kirchenbesichtigungen aber nicht mag, bleibt es beim Bestaunen von außen. Eine Weile sitzen wir vor der Kathedrale, ehe wir noch zur University of Bristol fahren.
Gegen Abend begeben wir uns dann zum Hauptbahnhof, um dort einen Zug zurück nach Bath zu nehmen. Das klappt glücklicherweise auch sehr gut, sodass wir nur zwanzig Minuten später wieder in Bath sind. Dort werden die Vorräte nochmal aufgestockt, ehe es zurück zum Campingplatz geht.
Unser nächstes, und letztes Ziel für diese Reise, ist London. Ich will dort unbedingt nochmal hin, da mich die Stadt schon beim ersten Mal begeistert hat. Daher fahren wir für die letzte Nacht dorthin. Nach einigem Suchen finden wir sogar einen Campingplatz in London, den wir anfahren. Die Frau an der Rezeption ist ein wenig skeptisch wegen unseres Autos, da es in London eine Umweltzone gibt, in die bestimmte Fahrzeuge nicht einfahren dürfen. Aber wir haben uns vorher informiert, dass es in Ordnung sein müsste, mit dem Bus in den äußeren Bezirken zu fahren. Trotzdem haben wir 4 Wochen später Post aus London im Briefkasten, mit einer Geldforderung. Zum Glück wussten wir, dass man dem Widersprechen kann, wenn man die passenden Dokumente vorlegt, sodass wir keine weiteren Probleme hatten.
Fred parken wir nur noch und dann machen wir uns direkt auf den Weg in die Innenstadt. Mit S-Bahn und Unterground gehts als erstes zur Themse. Dort überqueren wir die Themse über die Milenium Bridge, die man aus dem Film Harry Potter und der Halbblutprinz kennt. Beim Erkunden der Stadt (an 2 Tagen) kommen wir natürlich an den bekanntesten Wahrzeichen Londons vorbei, wie z.B. Big Ben und den Palace of Westminster, die Westminster Abbey, die St. Pauls Cathedral, Picadelly Circus, Trafalgar Square usw.
Am Abend entscheiden wir uns für eine Pizzaria fürs Abendessen. Es gibt unglaublich viel Auswahl an Restaurants- wirklich schwer sich da für etwas zu entscheiden.
Gegen kurz nach Mitternacht machen wir uns dann zurück auf den Weg zu Fred. Doch als wir in die S-Bahn steigen wollen, ist der Bahnhof abgesperrt - die Bahn fährt um diese Zeit nicht mehr. Also müssen wir, müde und abgekämpft, noch eine Stunde mit Underground und Bussen durch die Stadt gurken, ehe wir an einem Busbahnhof in der Nähe des Campingplatzes ankommen. Während wir noch im Bus sitzen wird aus dem Nieselregen ein heftiger Platzregen und wir müssen noch 1,5 Kilometer laufen bis zu unserem Stellplatz. Gott sei Dank lässt der Regen nach, als wir den Bus verlassen. Bei Fred angekommen nur noch schnell unter die Dusche und gegen 2 Uhr dann ins Bett.
Am nächsten Tag fahren wir nochmal in die Innenstadt und flanieren an der Themse mit Blick auf die Tower Bridge. Weil ich beim meinem ersten Besuch in London 2015 den Paddington Bär in der Paddington Station nicht gefunden haben, gehen wir auf die Suche nach ihm und finden ihn letztendlich auch.
Gegen Nachmittag müssen wir dann zurück zum Bus, da wir zur Fähre nach Dover müssen. Das kommt auch sehr gelegen, da wir etwas müde sind vom Stadt besichtigen. Und so nehmen wir Abschied von London und fahren wieder Richtung Osten nach Dover. Gegen Abend kommen wir dort an und gehen noch ein paar Mitbringsel für die Familie kaufen. Clotted Cream und Shortbread. Um 23:30 legt dann die Fähre ab und wir verlassen das wunderschöne England.
Bis 3 Uhr nachts fahren wir noch und schlafen dann auf einem Rastplatz kurz vor Gent. Um 9 Uhr geht's dann weiter Richtung Berlin, das wir am späten Nachmittag erreichen.
Drei Wochen sind mal wieder schnell vergangen. Wir haben atemberaubend schöne Natur entdecken können, schöne englische Städte gesehen und wären auch noch länger geblieben, um noch ein wenig mehr zu sehen. Aber die Arbeit ruft. Trotzdem kommen wir gerne irgendwann nochmal wieder, um noch mehr von dem Land zu entdecken.