Frankreich 2022

Die letzte Reise ist schon wieder ein paar Monate her, deshalb: Zeit wieder ein bisschen mehr von der Welt zu sehen. Wir packen Fred und machen uns auf den Weg nach Frankreich. Drei Wochen werden wir unterwegs sein, in denen wir viel Zeit zum Nachdenken brauchen und den wir aufgrund der aktuellen "Lebenslage" nicht so ganz genießen können. Dazu aber später mehr.

Am ersten Tag kommen wir erst spät los, weshalb wir uns entschließen Hilkka und Klemens im Harz zu besuchen, die dort gerade ebenfalls Urlaub machen. Wir wandern zusammen in Thale zu einer Aussichtsplattform und genießen den Ausblick über die Felder.  Natürlich darf ein bisschen Rumblödeln vor der Kamera nicht fehlen.
Am Abend wird gemeinsam gegessen und gequatscht. Von draußen hört man laute Musik, da bei einem Schloss in der Nähe ein Rock-Festival gefeiert wird. Das stört ein wenig, als wir dann nachts schlafen gehen wollen und die dünnen Wände von Fred nicht so gut den Schall schlucken. Aber irgendwann ists dann auch wieder ruhig und wir können die erste Nacht der Reise gut schlafen.

Es wird noch zusammen gefrühstückt, ehe wir dann weiterziehen in Richtung Heidelberg. Gegen frühen Abend kommen wir in Ladenburg an und finden ein Plätzchen auf einem Stellplatz am Rande der Stadt. Wir machen, nachdem ich erstmal eine Runde schnarchen muss, noch einen Spaziergang zum Neckar und er bietet uns einen schönen Sonnenuntergang mit Wolkenspiel.
Wenig motiviert noch was richtiges zum Abendessen zu machen, gibts heute nur Brot und Joghurt, was aber vollkommen ausreicht, um die Bäuche voll zu bekommen.

Da wir beide Heidelberg noch nicht besucht haben (trotz Verwandtschaft) wird es Zeit die Stadt zu erkunden. Ich fühle mich zwar sehr müde und möchte eigentlich keinen Schritt gehen, aber die Neugier treibt mich dann doch voran. Doch bevor es losgehen kann hält uns die Parkplatzsuche auf. Da Fred mit dem Dachkoffer und Dachgarten knapp 2,30m hoch ist passt er in keine Parkgarage. Nach längerem Suchen finden wir den Parkplatz Himmelsleiter oberhalb des Schlosses, auf dem es zwar nur begrenzt Plätze gibt, diese aber sogar kostenlos sind.

Wir besuchen die gängigen Tourispots wie das Schloss und die Altstadt, laufen über den Philosophenweg, wo uns die Sonne auf den Kopf brät.
Mit Hunger im Gepäck ergattern wir einen Platz im "Doctor Flotte", dass mit allen Arten von Schnitzel für 10€ wirbt. Den Nachtisch holen wir uns im Cafe "Schmelzpunkt", wo uns ein engagierter junger Mitarbeiter eine leckere belgische Waffel zaubert.
Da wir Probleme hatten in Heidelberg zu parken mussten wir relativ weit oben Parken. Mit unseren müden Beinen möchten wir die Strecke aber nicht hochwandern. Die Heidelberger Bergbahn kommt uns daher wie gelegen und wir nutzen die Chance noch bis zum Königsstuhl zu fahren.

Oben erwartet uns ein schöner, wenn auch etwas diesiger Ausblick über das Gebiet rund um Heidelberg. Besonders fasziniert mich aber die Bahn, die sich langsam den Berg hochschiebt. Das knarrende Holz der Kabine und der Zugführer geben dem Ganzen eine historische Note. Am Gipfel hat man sogar die Möglichkeit in den Maschinenraum zu gucken, in dem sich große Schwungräder drehen und so die Gondeln antreiben.
Da wir noch weiterfahren wollen, machen wir uns nach einem kurzen Aufenthalt wieder auf den Weg runter und steigen kurz oberhalb des Parkplatzes aus. So müssen wir nur noch ein paar Serpentinenschlingen hinabsteigen.
Wir finden im Internet einen Campingplatz und die nette Frau am Telefon verspricht uns einen Platz, auch noch nach offiziellem Rezeptionsschluss.
Wir fahren noch knapp zwei Stunden und bekommen eine großzügige Parzelle am "Fluss".

Wir sind im Schwarzwald angekommen und möchten trotz nach wie vor müden Beinen, einen Ausflug machen. So entscheiden wir uns auf den Feldberg zu steigen. Der Wetterbericht sagt zwar Regen voraus, aber wir lassen uns davon erstmal nicht aufhalten. Bei zwar grauem Himmel wandern wir zum höchsten Punkt im Schwarzwald. Wie immer gibts am Ziel ein kleines Picknick auf dort stehenden Liegebänken mit Ausblick.
Da es so aussieht, als würde bald Wasser von oben kommen, machen wir uns relativ schnell wieder auf den Weg zurück zum Auto. Gen Ende bekommen wir sogar noch ein paar Tropfen ab.
Am Titisee finden wir einen Campingplatz mit luxuriösen Sanitäranlagen der uns für eine Nacht aufnimmt. Die Parzellen mit Seeblick sind leider schon alle Weg, weshalb wir in dritter Reihe neben einem anderen T4 stehen.
Nachdem wir tags zuvor nur mit Geldmünzen eine kurze Dusche nehmen konnten, sind wir heute verschwenderisch, auch wenn der Betreiber Schilder aufgehängt hat nicht so lange Wasser laufen zu lassen.

Am nächsten Morgen besuchen wir die Ravennaschlucht und spazieren zwei Stunden durch die Natur. Dabei lernen wir etwas über Holzbretterproduktion der Vergangenheit, da es am Wegesrand immer wieder Infotafeln zu Sägewerken etc. gibt.
Aber so ganz Überzeugung konnte uns der Schwarzwald nicht. Deshalb wollen wir, trotz miserabler Wettervorhersage, in die Schweiz weiterfahren.

Und tatsächlich regnet es in Strömen als wir durch das bergige Land fahren. Relativ spät erreichen wir den Ort Frutigen, bei Gewitter das gespenstisch die steinigen Wipfel beleuchtet, und dürfen bei "Camping Grassi" bleiben. Wir finden, dass dies mit einer der schönsten Campingplätze auf unserer Reise war.
Dem schlechten Wetter geschuldet gibt es auch diesmal kein großes Abendessen. Dafür versuche ich William Rommé beizubringen und ziehe ihn gnadenlos ab :P

Entgegen der Vorhersage begrüßt uns der nächste Tag mir Sonnenschein. Beim Frühstück können wir ein paar Paragleitern beim Fliegen zusehen.
Fred gefallen, im Gegensatz zu uns, die Berge nicht besonders gut, denn er zickt rum und so kriechen wir oft mit 40 km/h im Notlauf die Straßen hoch.
Aber davon lassen wir uns nicht aufhalten und fahren gestärkt zur Talstation beim Oeschinensee. Für teuer Geld kaufen wir eine Hin- und Rückfahrkarte für die Gondel, die uns schonmal 400 Höhenmeter hinaufbringt.

Ich bin fasziniert von den schroffen Felsen und kann mich nicht satt sehen. Hätten wir keine Verpflichtung würde man mich bestimmt immer noch dort finden.
Einem Schotterweg folgend laufen wir zum See und nehmen dann eine Route, die wir bei Komoot gefunden haben. Zwar ist die Wanderung anstrengend, aber lohnt sich mit jeden Meter. Nach einer knappen halben Stunde hat man das erste Mal einen Blick auf den türkisblauen See.

Lange machen wir eine Pause bei einer Art Aussichtspunkt mit vier Bänken. Immer wieder macht mich diese atemberaubende Arbeit der Natur sprachlos. Die abstrakten Felsen, in denen man die verschiedenen Gesteinsschichten erkennen kann, Wasserfälle die sich über die Jahre Schneisen in den Stein gefressen haben, sattgrüne Tannen die an Abhängen stehen, grüne Wiesen auf denen Kühe grasen und dieser wunderschöne türkisblaue See inmitten dieses Ambiente.

Wir beobachten einen Helikopter der Bergrettung, wie er am Rande des Sees landet. Die Menschen sind klein wie Ameisen, sodass wir nicht erkennen was passiert ist.
Irgendwann müssen wir unsere Bank wieder verlassen, da wir gerade mal die Hälfte unserer Weges geschafft haben. Auf dem schmalen Pfad gehen wir weiter am Rande des Berges.

Wir laufen durch eine Herde Schafe, die uns neugierige Blicke zuwerfen und laut blöken. Überall bimmeln ihre Halsglocken um uns herum.
Es gibt sogar zwei Hütten in denen man einkehren kann, aber dort kann man nur Bar zahlen, weshalb wieder leider kein Erfrischungsgetränk bekommen können, da wir keine Schweizer Franken haben.
Etwas weiter unten werden die Schafe dann durch Kühe abgelöst, die müde in der Sonne grasen.

Nach einem Steilen abstieg erreichen wir dann am späten Nachmittag den See und machen nochmal Pause am Ufer. Natürlich lasse ich es mir nicht nehmen einmal zu Baden. Das klare Wasser ist trotz Sonne super kalt und lange kann ich nicht drin bleiben.

Da wir nicht genau wissen wo wir schlafen werden machen wir uns anschließend wieder auf den Rückweg und verlassen diesen wundervollen Ort, mit fester Entschlossenheit irgendwann wiederzukehren.
Zurück bei Fred beschließen wir nicht weiterzufahren sondern wieder zum Camping Grassi zu fahren, da wir beide geschafft sind.

Über Genf fahren verlassen wir am nächsten Tag die Schweiz. Mein Bruder war kurz zuvor ebenfalls unterwegs in den Süden Frankreichs und hat einen Stopp in Annecy gemacht. Die Bilder die er geschickt haben mir so gut gefallen, dass wir nun ebenfalls dahin reisen.
In Genf machen wir für ein paar Stunden rast und werden als Abschied am Grenzübergang geblitzt. Ärgerlich, da die Schweiz in der Hinsicht ziemlich teuer ist. 100 CHF kostet uns letztendlich der Spaß. Aber egal.
Annecy erreichen wir erst abends, weshalb wir beschließen die Stadt erst am nächsten Tag zu erkunden.
Camping "Le Panoramic" hat noch eine Parzelle für uns und die Nacht über bleiben wir dort. Der Name macht dem Platz alle Ehre, denn man kann schön über den See schauen. Beim hauseigenen Restaurant bekommen wir noch etwas zu essen, bevor wir, wie immer, eher früh ins Bett gehen.

Am Vormittag schlendern wir durch die Altstadt von Annecy die auf jeden Fall einen Spaziergang wert ist. Allerdings ist Wochenende und dadurch auch entsprechend sehr voll. Darum fahren wir für eine Mittagspause den See ein Stück weiter runter und essen Wassermelone am "Strand". Wir gehen zwar nicht Baden, aber stellen fest, dass das Wasser, entgegen unser Erwartung, wirklich noch schön warm ist.


Den Rest des Tages verbringen wir nur noch mit fahren. Da mich Google Maps mit der Aussprache der französischen Namen total nervt, habe ich mir den Routenplaner vom ADAC installiert. Der spricht auch nicht besser, lotst uns aber durch interessante Gebiete. Wir fahren über mehrere kleine Pässe, mit wunderschönem Ausblick. Auch kommen wir durch süße Dörfchen im südfranzösischen Stil, in denen mehr los ist, als in fast jedem Ort in Mecklenburg Vorpommern :D


Am Abend erreichen wir dann Grenoble, wo wir auf einem tollen familienbetriebenen Campingplatz (Camping du Moulin de Tulette) bleiben. Die Atmosphäre hier ist ruhig und entspannt und ich fühle mich direkt zuhause. Den Platz umgeben große Felder, die nächste große Hauptstraße ist etwas entfernt, sodass sie nicht stört, die Parzellen sind relativ groß und überall stehen Bäume, die genug Schatten liefern.

Da ich nicht jeden Tag mit fahren verbringen will bleiben wir noch für eine zweite Nacht. Nach langem gucken was man in der Region so besichtigen kann, entschließen wir uns nach Grenoble zu fahren. Angeblich gibt es dort eine Burg mit Verlies und allem drum und dran, wie uns Google Rezensionen versprechen.
Mit einer Gondel kann man über den Fluss auf den Berg fahren, auf dem besagte Burg gebaut ist. Die Fahrt ist zwar kurz, aber das Design der Gondeln ist mal etwas anders und deshalb irgendwie auch besonders. Die Kugeln bestehen größten Teils aus Glas, bis auf ein paar Streben und eine schmale Bodenplatte.
Am Gipfel angekommen erwartet uns eine Touristenhölle. Menschenmengen, Klettergarten für Kinder im Burghof, ein Militärmuseum, eine Aussichtsplattform mit Blick über die Stadt, Restaurant etc. Von der historischen Burgbesichtigung, wie ich es mir vorgestellt hatte, ist hier nichts zu finden. Trotzdem bleiben wir einen Moment und schauen uns Grenoble von oben an.

Da wir nur eine Hinfahrt für die Gondel gebucht haben, laufen wir nach einer halben Stunde auf der Burg wieder runter. Dabei stellen wir fest, dass es den Klettergarten nicht nur für Kinder gibt, sondern auch für Erwachsene, einmal um die Burg herum. Das hätten wir vielleicht sogar gemacht, hätten wir es früher gewusst. So laufen wir nur den Pfad runter und begegnen mehreren Jugendgruppen, die eine Art "Bierkastenlauf" mit einem Karton Rosé machen.
Insgesamt war der Ausflug aber etwas enttäuschend, weshalb wir am Nachmittag schon wieder zurück am Platz sind und uns den Rest des Tages mit Lesen und Filmchen verbringen.

Da wir in der Region um Grenoble nichts finden, was wir uns noch unbedingt ansehen wollen, fahren wir also weiter. Tags zuvor habe ich eine Straße gefunden, die ähnlich aussieht, wie der Weg durch die Calanche auf Korsika, weshalb wir dort unbedingt langfahren wollen. Nach etwa 45 Minuten erreichen wir den Anfang und sehen gleich den ersten Natursteintunnel.
Auf der Route touristique de Combe Laval gibt es immer wieder kleine Buchten, in denen man sich ausweichen bzw. anhalten kann, weshalb wir dort ein kleines Picknick machen, bei guter Aussicht.

Alle paar Meter halten wir an, damit ich hier und da noch Fotos machen kann. Am Ende der Straße erreichen wir dann den Pass und fahren dann weiter in die Ausläufer der französischen Alpen in Richtung Ardéche.

Auf dem Weg machen wir ein weiteres Mal Pause und wärmen uns unser Essen auf. Wir kommen mit ein paar anderen Deutschen ins Gespräch, die ebenso wie wir, dort rast gemacht haben. Einzig störend bei dem tollen Panorama ist ein Tunnel bei der nahegelegenen Straße, durch den laut der Lärm der Motoren dröhnt. Bei Die kommen wir aus den Bergen und finden durch Zufall eine LKW Waage, auf die man drauffahren kann. Sie zeigt uns sogar ein Gewicht; 2,4t vollgepackt und mit uns beiden an Bord.
Langsam wird es wirklich spät und wir brauchen mehrere Versuche, ehe wir einen Campingplatz finden, wo die Rezeption noch offen hat. Camping du Pont D'Espenel hat noch eine Lücke für uns, direkt am Fluss. Zum Ausklingen des Tages gucken wir noch einen Film .

Wieder durch meinen Burder inspiriert, wollen wir zum Pont d'Arc. Wir müssen nochmal ungefähr 1,5h fahren, bevor wir den steinernen Bogen erreichen. Zwanzig Minuten bevor wir unser Ziel erreichen, dürfen wir die Landschaft von oben bestaunen. Dann gehts weiter zum eigentlichen Ziel.

Von beiden Seiten bestaunen wir den eindrucksvollen Steinbogen, unter dem die Menschen durch den Fluss Paddeln und Schwimmen. Scheinbar scheint der Fluss beliebt zum Kanu fahren und alle paar Minuten gleiten die Boote unter dem Bogen hindurch. Wir entschließen uns, trotz des wolkigen Himmels, doch noch baden zu gehen und William schafft es, sich an einem Schwingseil, dass unter dem Bogen im Fels befestigt ist, hochzuziehen und abzuspringen.
Wir verbringen noch eine Weile am Fluss und beobachten die Leute beim Baden und Boot fahren, und ein weißer großer Hund bereitet uns Freude, indem er begeistert seinem Stöckchen hinterher ins Wasser springt. Ein paar Choaspaddler schaffen es sogar in einer kleinen Stromschnelle ihr Paddel zu verlieren und dabei zu Kentern.

Da es schon wieder später Nachmittag ist und wir noch keinen Schlafplatz haben, machen wir uns auf den Weg und finden in der nähe einen netten, kleineren, terrassierten Platz. Das erste Mal probieren wir unseren Grillaufsatz für den Gaskocher aus, was auch wunderbar funktioniert.
Die Nacht ist relativ unruhig, da es stark gewittert bis in die frühen Morgenstunden, weshalb wir am Morgen nicht richtig zu Potte kommen. Da wir den Tag aber nicht ungenutzt verstreichen lassen wollen, machen wir noch eine kleine Tour durch einen Wald in der Nähe.

Der "leichte" Weg ist doch beschwerlicher als beschrieben, denn durch den ganzen Regen in der Nacht ist der lehmige Boden ziemlich glitschig, ebenso die moosbewachsenen Steine. Insgesamt dauert die angeblich vierzig minütige Wanderung zwei Stunden.
Da wir gar nicht mehr so viel Zeit haben wollen wir noch unbedingt ans Meer und dort noch ein wenig den restlichen Sommer genießen. Deshalb machen wir heute nochmal Strecke und fahren bis zum Abend nach La Grande-Motte.
Von Regen bis diesiger Sonnenuntergang ist an Wetter alles dabei. Die Temperaturen werden immer wärmer und das erste Mal in diesem Urlaub, habe ich das Gefühl in Südfrankreich zu sein.
Die Rezeption von La Petit- Motte ist gerade dabei abzuschließen, als wir gerade kommen. Netterweise bekommen wir noch eine Karte und dürfen uns einen Platz aussuchen. Allerdings kommt bei dem riesigen Campingplatz nicht so wirklich gemütliches Feeling auf, weshalb wir noch am Abend beschließen, am nächsten Tag gleich wieder abzureisen und dann bei Châteaurenard bei Freunden meiner Eltern für zwei Nächte unterzukommen.

Bevor es aber dorthin geht, verbringen wir noch einen schönen Strandtag am Meer. Das Wasser ist herrlich, die Sonne scheint und kaum ein Wölkchen ist am Himmel. Zwischen Lesen und Baden machen wir uns einen entspannten Nachmittag, ehe wir gen frühen Abend weiterfahren.
In Châteaurenard angekommen dürfen wir sogar die Ferienwohnung auf dem Grundstück benutzen und können mal zwei Tage mit mehr Platz und richtiger Küche verbringen.

Heute ist Freitag und damit der Tag, an dem wir nochmal zu den Carrières des Lumières gehen können, um uns den Kosmos anzuschauen. Den Vormittag verbringe ich mit Wäsche waschen und Lesen. Am Nachmittag machen wir noch einen Spaziergang in der Nähe der Ausstellung und genießen den Ausblick der sich uns bietet.

Um 19 Uhr beginnt dann "Cosmos Destination". Die Höhle die wir mittlerweile schon kennen wirkt diesmal ganz anders als beim ersten Mal. Viele Leute, schwüle Luft, jede Menge kleine Kinder, die kreischend umherrennen. Und zum ersten Mal fühle ich mich spießig alt, weil mich diese rumkreischenden Kinder in der mit Musik hinterlegten visuell eindrucksvollen Vorstellung total nerven. Ein Zyklus, in der die Geschichte der Raumfahrt dargestellt wird, geht immer ca. eine dreiviertel Stunde, ehe das ganze von vorne beginnt. Wir schauen uns das Ganze drei mal an, und beim letzten Mal sind dann glücklicherweise die tobenden Kinder endlich alle weg und wir können uns ein bisschen fühlen wir im Weltall.
William, der viel mehr über die ganzen Sonden und Raumschiffe weiß, erklärt mir viel zu den Bildern. Langsam schlendern wir durch die Höhle, bis wir doch wieder an einer bestimmten Stelle bleiben, an der wir auch im Mai schon stehen geblieben sind, da dort am besten Gucken kann.

Erst spät am Abend sind wir zurück und nachdem wir noch die Bilder des Abends gesichtet haben, gehts dann auch schnell ins Bett.

Gegen Mittag verlassen wir Châteuarenard dann wieder und machen uns auf den Richtung Hyères, um noch ein paar Tage Strand und Meer zu genießen. Gegen frühen Abend erreichen wir die Halbinsel Giens auf der wir vergeblich einen Campingplatz suchen. Ausnahmslos ALLE sind ausgebucht und bis zum Rand gefüllt. Wir haben nicht bedacht das Samstag ist und dadurch die Leute die spätsommerlichen Tage noch für einen Wochenendausflug nutzen. Bestimmt anderthalb Stunden suchen wir nach einem Schlafplatz und werden erst beim Camping Pansard fündig. Da bleiben wir dann auch für zwei Nächte und genießen noch einen weiteren Tag am Strand.
Schon den ganzen Urlaub über grübeln William und ich unterbewusst über unsere Leben nach. Ich möchte schon seit einiger Zeit unbedingt für ein Jahr eine Europareise machen und es stellt sich heraus, dass William mit diesen Plänen hadert. Lange unterhalten wir uns übers Reisen, wann, wie, wo und womit, über die Arbeit, das Studium, die Wohnung. Alles was in uns köchelt kommt raus und ich merke, dass mich diese Themen unterbewusst schon den ganzen Urlaub über beschäftigen. Deshalb fühlt es sich auch nicht nach Urlaub an und auch die restlichen Tage werden an diesem Gefühl nichts mehr ändern können.
Auch wenn ich gerne den Kopf in den Sand stecken möchte, geht unsere Reise natürlich weiter. Wir beschließen noch in die Verdonschlucht zu fahren, um noch ein wenig mehr von Frankreichs Landschaft zu sehen.
Nach drei Stunden Fahrt erreichen wir das Ziel und wollen noch eine kleine Wanderung, zwanzig Minuten angeblich, zu einer Aussichtsplattform machen.
Die Wanderung ist ein Spaziergang, die Strecke in fünf Minuten bewältig, die Aussicht aber trotzdem schön.

Über einem Berge sehe ich vermeintlich mehrere Adler und meine Begeisterung für Tierfotografie kommt plötzlich wieder zu Tage. Leider reicht mein Objektiv nicht, weshalb wir beschließen, so nah wie möglich an den Bergwipfel heranzukommen. Wir fahren noch ein Stückchen weiter nach Rougon, wo wir das Auto parken. Von dort aus geht es zu Fuß weiter durch das süße Örtchen, wo eine Gruppe ältere Männer und Frauen im Dorfzentrum Boule spielen. Nach wenigen Minuten Fußweg lassen wir den Ort hinter uns und gehen auf einem Schotterweg durch vor kurzem abgebranntes Gelände. Überall stehen schwarze Baum- und Gebüschstummel, ein paar Strommasten sind abgeknickt und liegen in der verbrannten Wiese. Ich finde den Anblick immer ein wenig unheimlich.
Schon auf dem Weg begegnen uns viele Vögel, die aber, wie sich heraustellt, keine Adler sind, sondern Geier. Und davon eine ganze Menge. Wir laufen bis zu einer Art Plateau, von der man aus gut die Vögel beobachten und fotografieren kann.

Und irgendwann müssen wir dann wieder los, da wie immer noch die Campingplatzsuche vor uns liegt.

An Schlafplätzen gibt es wenig Auswahl, weshalb wir den Erstbesten ansteuern und dort ein schönes Plätzchen abgreifen. Wir kochen noch beim letzten Tageslicht und machen dann die Schotten dicht, für einen weiteren Filmabend. Als wir anschließend nochmal zur Toilette wollen, wartet ein unglaublich klarer Sternenhimmel auf uns. Leider ist es relativ kalt und feucht, sodass wir nicht so lange wie wir wollen draußen bleiben können.

Die Verdonschlucht wartet auf uns und so wandern wir am nächsten Tag ein gutes Stück zwischen den Felsenwänden hindurch. Hier kann man einiges an Aktivitäten buchen, wie wir feststellen, denn als wir loslaufen, sehen wir die erste Gruppe die Canyoning macht. Außerdem kann man auch Klettern und wir entdecken mehrere Gruppen, die die hohen Felswände erklimmen. Besonders ein Pärchen beeindruckt uns, die in geschätzten 300m Höhe in der Wand hängen.

Wir beschränken uns aufs Laufen und erkunden die Gegend zufuß. Auch das ist spannend, denn man läuft regelmäßig durch lange, nicht beleuchtete Tunnel. Nicht umsonst haben einige Wanderer Kopftaschenlampen dabei. Ab und zu kann man aus dem Tunnel rausgucken, aber meistens ist es stock duster und nur dank der Handylampe finden wir unseren Weg. Wir stellen fest, dass der Pfad auf dem wir sind, scheinbar zu einer langen Wanderung gehört, denn immer wieder finden wir Schilder mit Längenangaben. Irgendwann beschließen wir umzukehren und erreichen am späten Nachmittag das Auto.
Wir fahren also weiter, zurück Richtung Meer und Italien. Die Mautpreise in Frankreich sind uns zu teuer, weshalb wir über das Nachbarland zurückfahren werden.

Die letzten zwei Nächte verbringen wir in der Nähe von Fréjus. Es ist ziemlich stürmig, aber wir lassen es uns nicht nehmen, trotzdem einmal in die anbrandenden Wellen zu springen.


Außerdem machen wir noch eine kleine Wanderung auf einen Gipfel, von dem aus man schön die Bucht überblicken kann.

Am letzten Abend gibts traditionell noch Pizza, die wir uns bei einem Restaurant in der Nähe besorgen und auf dem Campingplatz verspeisen. Wir lesen noch etwas und müssen dann auch früh ins Bett, denn am nächsten Tag wollen wir früh raus, um Strecke zu machen.

Vor allem ich, jetzt schon von Fernweh geplagt, verlassen wir das schöne, warme Frankreich und fahren über Italien und die Schweiz nach Deutschland zurück. Wir sind erschrocken über die ausgetrockneten Flüsse die wir in Italien überqueren und die vielen verbrannten Flächen. Kaum vorzustellen, wie unfassbar heiß es in den Sommermonaten gewesen sein muss. Die angenehmen 25°C die wir Mitte bis Ende September hatten waren wohl nichts dagegen.
Gegen 20 Uhr erreichen wir, hungrig und reichlich müde, Leutkirch im Allgäu, wo wir in die Kulturbrauerei zum Essen gehen. Das war ein fester Punkt auf unserer Reiseliste, da wir vor vier Jahren schonmal dort waren, auf dem Weg nach Korsika.

Mit Burger und selbstgebrautem Bier im Magen gehts uns schon bald besser. Trotzdem ist klar, dass wir nicht mehr lange fahren können, sodass wir Park4Night zu Rate ziehen und in der Nähe ein Parkplatz am Waldrand finden, auf dem wir nächtigen- bei frostigen 3°C.

Die letzten sieben Stunden Fahrt am nächsten Tag vergehen wie im Flug und am Abend werden wir bekocht von meiner Familie.

Drei Wochen Urlaub sind wie immer schnell vorbei und auch wenn wir viel erlebt haben, fühlt es sich dennoch nicht so an. Die ganzen Fragen die sich in der letzten Woche aufgetan haben beschäftigen mich unentwegt. Ich bin mir nicht mehr sicher, ob wir überhaupt eine Europareise machen werden, auch wenn ich mir das so sehr wünsche. Wir wissen nicht wie es weitergehen soll mit unseren Jobs, da wir beide nicht wirklich zufrieden damit sind. Was machen wir mit unserer Wohnung und mit unserer lauten Obermieterin, die mir nachts so auf die nerven geht. Und auch wenn ich die Zeit nicht so genießen konnte wie ich es mir vorgestellt habe, sagen mir die Bilder, dass wir eine schöne Zeit hatten. Mit gutem Wetter, schönen Stellplätzen, leckerem Essen und atemberaubender Landschaft.