Korsika 2022
Der zweite Ausbau ist fertig und muss getestet werden! Deshalb geht's im Mai wieder los. Diesmal auf unsere geliebte Insel Korsika.
Am Abend des 06.05. fahren wir los in Richtung Süden. Wir mussten beide noch arbeiten und kommen daher erst spät los und wollen schauen, wie weit wir es noch schaffen. Der Bus ist ganz schön voll geworden, dafür das ich dachte, wir hätten jetzt unendlich viel Platz.
Fred fährt gut und bringt uns bis kurz vor Bayreuth, wo William einen Parkplatz findet, auf dem wir schlafen können. Die App Park4Night ist sehr zu empfehlen, wenn man nach Orten sucht, an die man sich stellen kann zum Übernachten.
Dort gibt es gleich die ersten Verletzungen. Ich suche blind in unserer "BeautyBox" nach etwas und schneide mich an meinem Rasierer.
Früh am nächsten Morgen geht es weiter, schließlich müssen wir noch knapp 1000km fahren. In Bayreuth machen wir noch einen kurzen Stopp um uns Frühstück und Tagesproviant für die nächsten zwei Tage zu besorgen.
Wir fahren den ganzen Tag und erreichen gegen 22 Uhr abends Livorno. Auch dort hilft uns Park4Night einen geeigneten Parkplatz für die Nacht zu finden.
Der nächste Tag beginnt wieder früh, da unsere Fähre um 8 Uhr ausläuft. Wir kommen gegen 7 Uhr am Terminal an und werden auch direkt geboardet. Überpünktlich legen wir ab. Die Sonne scheint, der Wind bläst aber noch recht kühl. William macht Aufgaben für die Uni, ich schlafe noch eine Weile auf dem Deck in der Sonne und hole mir dabei den ersten Sonnenbrand.
Um 13 Uhr erreichen wir Bastia und machen uns auf den Weg zur Westküste. Calvi ist das Ziel und nach ein wenig fahren und ein paar Stopps zum Fotos machen erreichen wir die Stadt.
Unser "Stammcampingplatz" hat allerdings nicht offen, weshalb wir zu einem ziemlich großen Platz in der Nähe des Strandes fahren. La Pinède hat noch Platz für uns und so bleiben wir dort. Nach einer Stärkung gehen wir zum Sonnenuntergang an Calvis schönen Strand.
Es ist wider erwarten noch ziemlich frisch am Abend und schnell fangen wir an zu frieren. Deshalb kehren wir direkt nachdem die Sonne untergegangen ist zum Campingplatz zurück, wo jetzt zu unserem Leidwesen Party ist. Irgendwelche Motorradfahrer Rocker, aus den Chalets die es auf dem Platz zu Hauf gib, feiern bei lauter Musik, die man bis zum Campingbereich hört. Wir sind nicht besonders angetan davon, aber was soll man machen.
Nach 2 Tagen fahren sind wir froh endlich mal wieder zu duschen. Anschließend gehen wir nochmal zum Strand, da Calvi bei Nacht hübsch aussieht. Als wir später zurückkehren sind die Party-People noch nicht fertig und wir versuchen uns im Bus zu verschanzen. Die armen Leute, die jetzt in Zelten schlafen müssen.
Als wir am nächsten Tag zum Einkaufen fahren wollen springt Fred nicht an. Die Batterie ist aus Gründen tot. Wie das passiert ist wissen wir auch nicht.
William geht über den Campingplatz und versucht mit seinen paar Brocken Französisch ein Starthilfekabel oder einen Booster zu organisieren. Zum Schluss hilft uns ein Schweizer, der einen Mini Booster hat. Den müssen wir allerdings erst aufladen, weshalb wir erstmal zu Fuß nach Calvi zum Einkaufen laufen.
Von unserer ersten Korsikareise kennen wir das Batterieproblem schon und wissen, das man in den größeren Supermärkten auch Batterien bekommt. Wir finden sogar welche, möchten die Batterie aber keine kilometerweit zum Bus schleppen, weshalb wir erstmal nur Lebensmittel kaufen.
Zurück bei Fred ist der Booster auch fast fertig aufgeladen und wir probieren unser Glück. Nach drei Versuchen springt der Motor an. Das war auch höchste Zeit, weil der Booster danach komplett leer ist.
Wir fahren erst zum Baumarkt, dann noch weiter zu einem großen Supermarkt und kaufen uns eine neue Batterie. Der Tag ist danach quasi schon gelaufen und wir gehen abends nur nochmal zum Strand.
Leider feiert die Motorradgang auch heute wieder laut Party und wir beschließen für die nächsten Tage einen anderen Campingplatz zu suchen.
Gesagt getan. Am nächsten Tag ziehen wir um zu "Camping Paradella". Dort ist eindeutig noch Vorsaison. Mit uns steht auf dem riesigen Platz gerade mal ein anderer Camper. Freie Platzauswahl für uns.
Bevor wir aber umziehen, verbringen wir den Tag in Calvi. Wir laufen am Strand bis zur Bastion. Tagsüber ist es mittlerweile relativ warm und man kann gut durchs Wasser schlendern.
In Calvi wandern durch die engen Häusergassen der Bastion, die immer wieder einen Blick auf das blaue Meer freigeben. Die Gebäude sind relativ alt und nur teilweise restauriert. Die Vorgärten sind oft verwildert, aber dadurch auch irgendwie besonders. Calvis Bastion wird immer noch vom Militär genutzt und wir sehen sogar zwei Soldaten mit lustigen Hüten. In der Stadt holen wir uns Eis und laufen damit am Strand zurück zu Fred.
Am Abend erreichen wir "Camping Paradella". Die Rezeption ist nicht besetzt und wir fürchten schon, das wir hier nicht bleiben können. Aber nach einem Anruf beim Betreiber dürfen wir uns einen Platz suchen. Das Gras auf den Stellplätzen ist noch nicht gemäht, in den Sanitären anlagen sind gerade mal zwei Toiletten geöffnet und die ersten drei Tagen gibt es zum Duschen kein warmes Wasser. Aber es ist ruhig und es gefällt uns um längen besser auf unserem Privatcampingplatz.
William kreiert noch schnell einen kalten Hund für mich, da ich am nächsten Tag Geburtstag habe, ehe es für uns ins Bett geht.
Nach einem Geburtstagsfrühstück, mit kaltem Hund und Geschenken, beschließen wir ins Fangu-Tal zu fahren. Anders als im Sommer ist dort zu dieser Jahreszeit noch keine Sau. Wir haben freie Platzwahl und legen uns auf die großen Steine und lesen in der Sonne. Neben uns rauscht der Fluss durch die Steine, ein paar Vögel singen, aber ansonsten ist es still.
Leider sind die Steine an unserer ersten Stelle etwas ungemütlich, weshalb wir nochmal umziehen und ein wenig weiter flussaufwärts eine tolle Stelle finden. Auch dort sind wir alleine.
Nach einem "Geburtstagstelefonat" mit Zuhause wird weiter auf den Felsen gefaulenzt. Und kurz bevor wir wieder losmüssen lasse ich es mir nicht nehmen, einmal ins Wasser zu springen.
Der Fluss ist arschkalt und ich tauche nur schnell zweimal unter, ehe ich wieder auf die warmen Steine flüchte. William reicht es für 5 Sekunden den großen Zeh ins Wasser zu halten.
Da wir am Morgen lange getrödelt haben, ist es recht spät und ich wünsche mir, das wir noch essen gehen. Deshalb müssen wir los und diesen wunderbar friedlichen Ort wieder verlassen.
Nach einer kurvenreichen Fahrt sind wir eine knappe Stunde später zurück in Calvi. Kurz noch einen Stopp zum Einkaufen und dann geht's weiter zum ausgewählten Restaurant. Nur, das wir dort vor verschlossenen Türen stehen. Hm, was nun?
Es gibt einiges hin und her, ehe uns der Weg wieder zu A Punta verschlägt. Dort waren wir schonmal und das Essen war gut, weshalb wir nun ein zweites Mal hinfahren. Bevor wir uns setzen geht die Sonne am Horizont unter und taucht den Himmel in Orange-Rot.
Gut gesättigt und 70€ leichter fahren wir ein wenig aus Calvi raus, um den Leuchtturm zu fotografieren - was sich als recht schwierig bei der Dunkelheit herausstellt.
Anschließend geht's zurück zum Campingplatz.
Für den nächsten Tag planen wir eine kleine Wanderung zur Casa di u Banditu. Das Haus soll wohl im 17. Jahrhundert gebaut worden sein und hat seinen Namen erlangt durch ein paar Banditen, die dort auf der Flucht mehrere Tage Unterschlupf gefunden haben. Heute ist die Hütte verlassen und nur Touristen kommen regelmäßig zu Besuch.
So auch wir. Nach einem 1.5 stündigen Anstieg erreichen wir das Ziel. Der Aufstieg war anstrengender als gedacht für uns untrainierte Faulenzer.
Kurz vorm Ende treffen wir noch auf ein paar niedliche Kälber, die uns gelassen beobachten, wie wir den Berg hochgestiegen kommen.
Nach einem Moment Verschnaufpause sehen wir uns in der in den Fels gebauten Hütte um. Sie ist erstaunlich groß, hat sogar mehrere Stockwerke und eine Art Keller. Und die Aussicht aus dem steinernen Fenster ist einfach atemberaubend.
Nachdem die Besichtigung abgeschlossen ist geht's dann ans Baguette und die wunderbar labbrigen Knacki Würstchen. Außerdem erkunde ich den Selbstauslöser meiner Kamera und versuche so ein paar "Selfies" von uns zu generieren- schließlich sind wir auch hier wieder ganz alleine und keiner kann für uns ein Foto von uns machen.
Eigentlich wollten wir am Nachmittag zurück beim Bus sein, damit William noch sein Online-Tutorium hören kann, aber um 16 Uhr sind wir noch nicht mal ansatzweise in Reichweite des Busses. So schwänzt William die Uni und wir treten entspannt den Rückweg an. Leider hat William wieder Probleme mit seinem Fuß, sodass er das letzte Stück zum Auto humpelt.
Da der Fuß am nächsten Tag noch nicht wirklich besser ist beschließen wir zum Strand zum Baden zu gehen und in der Sonne braten.
Das Wasser ist noch nicht sonderlich warm, weshalb auch diesmal nur ein kurzes Bad genommen wird.
Am Abend will ich unbedingt eine kurze Wanderung machen zu Calvis Leuchtturm. Ich habe gelesen, dass es dort zum Sonnenuntergang sehr schön sein soll, sodass wir um 19 Uhr loslaufen um rechtzeitig da zu sein. William zieht zum Laufen diesmal nicht seine Wanderschuhe an und in seinen normalen Schuhen kann er auch schmerzfrei laufen, sodass wir problemlos ans Ziel kommen.
In tollen Farben geht die Sonne unter. Wir haben die Aussicht mal wieder ganz für uns alleine. Lediglich der Wind ist etwas frisch, vor allem als die Sonne hinterm Horizont verschwindet. Eigentlich sind wir der Meinung, das sobald die Sonne untergeht der Leuchtturm angehen müsste. Doch wir werden eines besseren Belehrt.
Als wir gerade aufbrechen wollen, weil es mittlerweile wirklich frisch ist, beginnt er dann aber zu leuchten und wir bleiben noch eine weitere halbe Stunde, bis es vollkommen dunkel ist und machen Foto um Foto.
Ein weiteres Highlight des Abends sind die Taucher um ein Forschungsboot, die sich bei Sonnenuntergang ins Wasser begeben haben und dort mit Taschenlampen tauchen.
Ich kann mich gar nicht losreißen, doch irgendwann will William zurück, da wir noch eine Stunde Wanderung vor uns haben. Ich packe die Kamera ein und wir laufen zurück zu Fred. Zum Glück scheint der Mond in dieser Nacht besonders hell, sodass wir den Weg super finden.
Im Bus wartet ein kaltes Pietra (korsisches Bier) auf uns, welches wir mit Aussicht auf das nächtliche Meer genießen, ehe es zurück zum Campingplatz fahren.
Mittlerweile ist Samstag und wir sind schon fast eine Woche auf der Insel. Unser Zeitplan drängt etwas, aber wir wollen unbedingt eine weitere Wanderung in der Nähe von Calvi machen. Mit Williams Wanderschuh-Fußproblematik sind wir aber nicht sicher, ob wir die Strecke schaffen. Da das Laufen mit anderen Schuhen aber keine Probleme bereitet dränge ich ihn dazu, sich nach einem Paar normaler Sportschuhe umzusehen. Wir gehen also Shoppen und finden bei Intersport auf anhieb ein Treckking Sportschuh der passt.
Den Rest des Tages verbringe ich mit einem Buch am Strand und für William ist es ein Unitag. Abends wird gekocht und dann geht's auch schon wieder ins Bett.
Heute wollen wir die besagte Wanderung zum Monte Tolu machen. Auf dem Hinweg machen wir einen längeren Stopp, da wie aus dem nichts direkt über der Straße jede Menge Raubvögel ihre Runden ziehen. Da ich schon seit Beginn der Reise probiere ordentliche Bilder von den Vögeln hinzubekommen springe ich euphorisch aus dem Bus und fotografiere über eine halbe Stunde die Tiere. Irgendwann drängt William mich zur Weiterfahrt, schließlich wollen wir noch zu unserer Wanderung.
Nach einer langen Fahrt bergauf erreichen wir die Bocca di a Battaglia, wo man sein Auto gut abstellen und zu verschiedenen Wanderungen aufbrechen kann. Allein der Ausblick von hier ist atemberaubend. 1.5 Stunden laufen und klettern wir bis wir endlich den Monte Tolu erreichen.
Wenn man so weit oben ist erscheint plötzlich alles so weit weg. Die menschliche Welt wird ganz klein und die wundervolle Natur der Erde plötzlich ganz groß. Ich komme mir winzig vor, aber gleichzeitig fühle ich mich frei. Als könnte ich mich gleich vom Fels abstoßen und eine Runde über das Tal fliegen. Ich bin unglaublich fasziniert von der Weite des Ausblickes. Und wie immer haben wir den Ort für uns alleine.
Als Pausensnack dienen uns mal wieder Baguette und die labbrigen Knacki Würstchen. Schon ironisch, dass die so heißen wie sie heißen.
Irgendwann müssen wir aber den Rückweg antreten und diesen wundervollen Ort wieder verlassen.
Wir finden den eigentlich beschriebenen Wanderweg, den wir auf dem Hinweg nicht genommen haben und kommen auf ihm wesentlich schneller voran. Weniger Klettern, mehr entspanntes Laufen. Uns begegnen ein paar neugierige Pferde, die zwischen der Macchia grasen. Außerdem treffen wir wie immer auf Rindviecher.
Zurück beim Bus möchte ich eine kleine Fotosession machen und ein paar Bilder von uns mit Fred zusammen für den Blog zu machen. Mit Stativ und Selbstauslöser experimentieren wir, bis die Zeit uns in Richtung Campingplatz drängt.
Und weil der Tag scheinbar noch nicht genug schöne Momente gebracht hat, gibt's für uns noch einen schönen Sonnenuntergang und Mondaufgang über den Bergen.
Abgeschlossen wird der Tag mit Pizza am Strand. So lässts sich's Leben.
In der Nacht soll es eigentlich gegen kurz vor 6 Uhr eine totale Mondfinsternis geben. Als ich aber um kurz nach fünf aufstehe und einen vorsichtigen Blick werfe ist der Mond schon untergegangen. Keine Mondfinsternis also für uns. Stattdessen noch ein wenig weiterschlafen, bevor wir Calvi verlassen und nach Porto fahren.
Nach dem Frühstück wird dann alles eingepackt, der Campingplatzbetreiber noch bezahlt und dann wieder rauf auf Korsikas schmale Straßen.
Wir fahren die schöne Küstenroute, die allerdings auch um einiges länger dauert, dafür aber wunderschöne Ausblicke bietet.
Wanderbegeistert wie ich diesen Urlaub bin, möchte ich auch diesen Tag nicht verstreichen lassen, ohne ein paar Schritte gelaufen zu sein. Deshalb machen wir eine Mini-Wanderung vom Strand von Caspiu zum Strand von Gradelle.
Während William eine Runde am Steinstrand von Gradelle liegt, klettere ich über die Felsen. Außerdem entdecken wir auf der anderen Seite des Wassers eine Felsformation die wie ein Elefant aussieht. Von der langsam untergehenden Sonne wird er hübsch beleuchtet.
Leider vergeht wie immer die Zeit zu schnell und der Abend kommt zu früh, weshalb wir zum Bus zurück müssen, da wir noch keinen Schlafplatz haben.
Trotzdem müssen wir auf der Strecke nochmal anhalten für ein Sonnenuntergangsfoto.
Gegen 21 Uhr erreichen wir dann Porto und finden sogar noch einen Platz auf dem schon bekannten Campingplatz "Sole e Vista". Im Dunkeln wird noch schnell etwas zu essen gekocht und anschließend noch einmal der Schweiß des Tages abgespült.
Der nächste Tag beginnt mit den alltäglichen Erledigungen. Einkaufen, Aufräumen, Abspülen und einmal Wäsche waschen. Außerdem müssen wir noch einchecken, da die Rezeption am Abend nicht mehr besetzt war.
Nachdem das alles erledigt ist packt mich erneut die Wanderlust. Diesmal solls zum verlassenen Dorf Tassu gehen. Also werfen wir den Motor an und düsen los.
Unser Auto parken wir in Cristinacce, von wo die Tour beginnt. Zunächst führt uns ein alter Mauleselpfad in ein Tal hinab und dort folgen wir einem von Wildschweinen zerwühlten Weg durch einen schattigen Wald mit kleinem Bach. Bis kurz vor das Dorf ist die Wanderung eher ein Spaziergang ohne nennenswerte Steigung. Nur die letzten 200 Meter geht es Steil bergauf, bevor man dann auch schon zwischen den Ruinen steht.
Tassu war kein großes Dorf und bestand lediglich aus wenigen Häusern. Zur Hochzeit wohnten rund 100 Leute in dem Dorf. Dort kreuzten sich wohl mehrere Maultierpfade, wodurch die Handelsrouten damals durch den Weiler gingen. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die D24 gebaut, die nicht an Tassu vorbeiführte, weshalb das Dorf letztlich zugrunde ging. In den Siebzigern lebten wohl nochmal ein paar Hippies in den Ruinen, aber das Experiment scheiterte schon bald. Seitdem ist das Dorf verlassen und verwildert nach und nach. Die Häuser sind größtenteils schon halb eingestürzt und mit Grünzeug überwuchert. Lediglich die Kirche wird von einer gemeinnützigen Organisation in Stand gehalten.
Mit Blick aufs Dorf machen wir ein Picknick bei einer alten Lagerfeuerstelle. Gestärkt erkunden wir die Gegend und machen mal wieder wahnsinnig viele Bilder. Ich versuche mir vorzustellen wie an diesem verlassenen Ort mal Menschen gewohnt haben können. Wie das Dorf ausgesehen haben muss, als hier noch Leute gelebt haben. So recht gelingen will mir das nicht.
Irgendwann haben wir alles gesehen und brechen wieder auf.
Zurück in Cristinacce erfrischen wir uns an einer alten Maultiertränke. Herrlich kaltes Wasser kommt aus einem Wasserspeier und plätschert in die Auffangbecken. Fred stand glücklicherweise auch unter Bäumen im Schatten und ist jetzt nicht so heiß, sodass wir uns direkt auf den Heimweg machen können.
Zurück am Campingplatz wollen wir ein schnelles Abendessen kochen. Daraus wird eine kleine Kochorgie inkl. dem ersten Apfel-Streuselkuchen aus dem Omnia Campingbackofen. Das klappt erstaunlich gut und wir haben so die nächsten Tage Kuchen.
Auch an diesem Abend lässt uns die Sonne nicht im Stich und liefert einen schönen Sonnenuntergang den wir von unserem Platz aus beobachten können.
Und so wie der letzte Tag aufgehört hat fängt auch der nächste Tag an. Auch für diesen Tag ist eine Wanderung geplant, diesmal etwas ambitionierteres. Bisher sind wir nur die blauen Strecken gelaufen, diesmal wollen wir eine rote Route laufen. Ich lese, dass man die Tour am Besten morgens oder abends macht, da der Weg kaum vor der Sonne geschützt ist, ignoriere die Warnung aber. Morgens ist für Anfänger; WIR schaffen das auch am Tage. So schlimm kann das bisschen Sonne ja gar nicht sein. Ist ja erst Mai.
Am frühen Nachmittag starten wir. Unser Ziel ist das Capu Rossu, ein alter Genuesenturm auf einer hohen Landspitze mit einem fantastischen Rundumblick.
Nach einer halben Stunde Anfahrt von Porto aus beginnen wir die Wanderung. Es geht erstmal bestimmt eine Dreiviertelstunde bergab, ehe der Weg dann eine steile Wendung nimmt und man dann 300m hoch muss. Und das in der prallen Nachmittagssonne.
Vollkommen fertig erreichen wir den Turm. Egal wohin, Hauptsache erstmal in den Schatten und hinsetzten. William will in den Turm, wo es dann tatsächlich auch angenehm kühl ist. Wir genießen die Aussicht aus dem kleinen Fenster und setzen uns anschließend mit unseren Broten in die Schattenseite des Turms. Es dauert bestimmt eine halbe Stunde ehe wir uns erholt haben und wir das Bauwerk nochmal richtig anschauen können. Über eine super steile Treppe gelang man im Inneren auf das Dach und hat nun einen tollen Rundumblick.
In weiter Ferne sehen wir sogar Fred. Das zeigt uns aber auch, wie weit wir wieder zurück müssen. Nicht so erbaulich.
Bald brechen wir deshalb wieder auf und machen uns an den steilen Abstieg. Auf einem aus Felssteinen gepflasterten Maultierpfad lässt es sich aber gut laufen und wir kommen schnell voran.
Am Fuße des steilen Stückes gibt es eine kleine Schutzhütte an der wir nochmal eine kurze Pause einlegen. Ab dort geht es dann wieder 300m bergauf. Nach wie vor scheint die Sonne auf den Weg und macht jeden Schritt noch ein wenig anstrengender. Hätten wir mal auf den Rat gehört und wären eher am Morgen gelaufen. Kurz vor Ende überholen wir noch zwei ältere Leute die sich ebenfalls mit den letzten Kräften zum Parkplatz zurückarbeiten. Ziemlich erschöpft erreichen wir Fred und ich kippe erstmal einen Liter Wasser in mich, da wir mal wieder zu wenig dabei hatten. Etwas was wir wohl auch nie lernen werden.
Wir kaufen noch ein, aber am Abend reicht die Kraft nicht mehr zum Kochen. So gibt es also Pizza vom Campingplatzrestaurant.
Das wir zu viel Sonne abbekommen haben merke besonders ich am nächsten Tag. Ich habe etwas Kopfschmerzen und kann die Sonne nicht ertragen. Am Besten ist ein dunkler Ort. Trotzdem möchte ich unbedingt nochmal den Maultierpfad durch die Calanche laufen. Mit einer improvisierten Kopfbedeckung machen wir uns wieder auf den Weg und laufen die Runde.
Der Ausblick über den Golf von Porto ist wunderschön. Die rötlichen schroffen Felsen vor dem weiten blauen Meer sind einfach zauberhaft. Weit unter uns schlängelt sich die schmale Straße durch Felsen. Wie Spielzeugautos fahren die Autos darauf hin und her.
Schneller als in unserer Erinnerung erreichen wir das Ende des Maultierpfades und steigen zur Straße ab, über die wir zurück zum Parkplatz laufen.
Zurück beim Auto tanken wir noch und fahren dann aber zurück zum Campingplatz, da William heute wieder Tutorium hat. Diesmal schaffen wir es auch pünktlich zurück zu sein.
Während er arbeitet, lese ich im Schatten des Busses. Immer schön raus aus der Sonne, denn für den nächsten Tag ist wieder eine Aktivität mit viel Sonne geplant.
Zu faul noch was zu Kochen entscheiden wir uns auch heute wieder für Pizza.
William hat die Idee sich ein kleines Motorboot zu mieten und damit nochmal zum Capu Rossu zu fahren. Deshalb geht's am nächsten Tag zu Fuß runter nach Porto, wo sich ein Bootsverleih an den nächsten reiht. Nach einigem hin und her bekommen wir schließlich ein 70 PS Schlauchboot und fahren raus aufs Meer.
Wir erkunden die felsige Küste, finden Höhlen und Buchten. Es ist abenteuerlich, aber gleichzeitig habe ich Angst, das wir etwas an dem Boot kaputt machen. Schließlich mussten wir 3000€ Kaution hinterlegen.
Mit uns sind noch viele weitere Boote draußen. Geführte Touristentouren. Zum Glück haben wir unser eigenes Schiff und können uns einen eigenen Zeitplan machen. Abseits der ganzen Touristenspots suchen wir uns eine Bucht in der wir Pause machen und in das klare, türkisblaue Wasser springen und zu einem kleinen Privatstrand schwimmen.
Wir entdecken einen Fischadler und ich versuche ihn zu fotografieren. Leider ist er trotz dem 100-400mm Teleobjektiv zu weit weg um ihn vernünftig zu erwischen.
Als unsere kleine Privatbucht irgendwann von einem weiteren Boot entdeckt wird machen wir uns wieder auf den Weg zurück. Wir trauen uns durch eine Höhle hindurchzufahren und finden am Fuße einer hohen Felswand ein Fischadlernest.
Leider müssen wir das Boot um 18 Uhr wieder zurückgeben, sodass wir nicht weiter die Adler beobachten können. Wir heizen ein ganzes Stück Richtung Porto und ich gehe in einer Bucht nochmal kurz baden.
Um 17:30 wird der Gashebel dann nach ganz unten gelegt und wir brettern zurück in den Hafen. Schnell noch den Tank wieder auffüllen und das Boot unbeschadet wieder beim Meister abgeben.
Zum Abendessen gibt es 1kg selbstgemachte Rösti mit Apfelmus und einen weitere Apfelkuchen. Den Kuchen können wir allerdings nicht mehr essen, da wir viel zu satt sind. Deshalb wird er nur eingedost und in den Kühlschrank verfrachtet.
Der letzte Tag auf Korsika, ehe unsere Fähre geht, bricht an. Ich will es nochmal richtig wissen und suche uns eine weitere Wanderung raus. Rot haben wir an Schwierigkeit schon geschafft, dann muss eine schwarze Route ja auch drin sein. 650 Meter solls angeblich in nur 01:30 Stunden rauf gehen.
Nach einer längeren Anfahrt in Richtung Galéria parken wir am Col de la Croix. Von dort aus laufen wir erstmal ein paar Meter auf einer Schotterstraße, ehe der Weg dann in die Büsche abbiegt und wir auf einem schmalen Pfad auf einen Berg zulaufen. Nach noch ein paar Metern sanften Anstiegs geht es dann plötzlich steil aufwärts. Für jeden Meter Strecke geht es bestimmt auch einen dreiviertel Meter hoch. Und so setzt sich das für den gesamten Weg bis zum Ziel fort. Die ersten 300 Meter schaffen wir kräftetechnisch noch relativ problemlos. Doch dann wird es langsam richtig anstrengend. Mir tropft der Schweiß vom Gesicht, meine Beine zittern vor Anstrengung und möchten keinen Meter weiter bergauf.
Wir halten alle Nase lang an und genießen die wunderschönen Ausblick auf die Bucht von Girolata.
Als ich denke ich schaffe es keinen Meter mehr weiter erreichen wir Gott sei Dank den Gipfel. Vollkommen erschöpft brauche ich erstmal eine Pause, ehe ich die atemberaubende Aussicht genießen kann.
Banane, Baguette und Knacki-Würstchen schenken mir wieder Kraft. Wir genießen die Aussicht, mal wieder ganz alleine hier oben.
Erst als dann doch noch zwei Wanderer hochgeschnauft kommen machen wir uns wieder an den Abstieg. Auch bergab ist es anstrengend, da man jetzt aufpassen muss nicht wegzurutschen. Immer wieder werden Pausen eingelegt zum Gucken und Beine erholen.
Dennoch schneller als erwartet erreichen wir wieder die Straße und sind bald darauf auch zurück bei Fred, der mit kalter Orangina und einem Stück Apfelkuchen auf uns wartet. Ich bin ziemlich stolz auf uns, dass wir auch eine schwarze Route in unserem Urlaub geschafft haben, zumal ich bisher eigentlich immer ein totaler Wandermuffel war.
Am Abend werde ich ein wenig wehmütig weil der Urlaub quasi schon wieder vorbei ist. Ich möchte noch nicht fahren, wo es doch noch so so viel schöne Dinge zu entdecken gibt. Einmal mehr zeigt mir die Reise, dass es Zeit wird, mal eine längere Tour zu unternehmen. Nicht nach 2-3 Wochen wieder zurückkehren zu müssen ist bestimmt fantastisch und gibt einem die Möglichkeit, die Zeit nochmal ganz anders zu genießen. Ohne immer im Hinterkopf zu haben, dass es in ein paar Tagen ja schon wieder vorbei ist.
Am nächsten Morgen müssen wir früh raus, da die Fähre gegen 13 Uhr ablegt und wir noch ein Stück Strecke nach Ajaccio machen müssen.
Pünktlich erreichen wir den Hafen und ebenso pünktlich legt auch das Schiff ab. Auf geht's nach Toulon, wo wir für eine Nacht meine Eltern treffen werden.
Am frühen Abend laufen wir ein und fahren noch eine weitere Stunde nach Château-Renard. Meine Eltern besuchen dort Freunde und wir dürfen auf dem Grundstück dort ebenfalls übernachten.
Wir verbringen einen gemeinsamen Abend dort und besuchen am nächsten Tag noch die Carrières des Lumières- ein alter Steinbruch in dem mittels Beamer Bilder an die Wände geworfen werden.
Die Show ist ziemlich beeindruckend und man muss sich das Ganze mindestens zwei Mal ansehen, um überhaupt alles zu begreifen.
William und ich möchten aber noch ein wenig Strecke machen, weshalb wir uns gegen 17 Uhr von meinen Eltern trennen und Richtung Norden fahren.
Gegen Mitternacht halten ca. 100km vor der deutschen Grenze. Park4Night hilft uns einen geeigneten Übernachtungsplatz zu finden.
Den gesamten nächsten Tag verbringen wir mit fahren und erreichen am Abend Berlin. Verköstigt werden wir noch bei Williams Eltern, ehe es wieder ins heimische Bett geht.
In den zwei Wochen Korsika haben wir insgesamt acht mehr oder weniger anspruchsvolle Wanderungen gemacht, ich habe vier Bücher verschlungen, wir haben am Strand entspannt und sind mit dem Schlauchboot übers Wasser gebrettert. Und trotz der ganzen Aktion konnten wir uns erholen von all dem Alltagsstress. Für zwei Wochen waren die Sorgen um Arbeit, Haus und Hof ganz weit weg. Und klar ist, dass das nicht das letzte Mal Korsika für uns gewesen ist. Jeder Urlaub den wir auf der Insel verbracht haben blieb uns in unvergesslicher Erinnerung. Wer also gerne Berge und Meer haben möchte ist hier ganz richtig.
Kleine Anmerkung zum Schluss: Die Website Paradisu hat uns in den zwei Wochen schöne Ausflugsziele geliefert. Wer also nach Unterhaltung auf Korsika sucht, ist hier genau richtig. Vom Korsika-Kenner schlechthin werden alle Aktivitäten genau beschrieben, sodass man eigentlich nichts verpassen kann.