Lofoten

Nach 6 Tagen und 1300km quer durch Norwegen erreichen wir am 5.7. die Lofoten. So wie wir 2021 die Inselkette verlassen haben, bei Regen und Wolken, begrüßt sie uns auch wieder. Noch schnell Einkaufen, Stellplatz suchen und noch ein Spaziergang um Mitternacht über die hell erleuchtete, leere Straße. Es wird jetzt nicht mehr dunkel, nicht mal mehr ein bisschen. Dank Mamas Vorhängen ists im Van aber dunkel genug zum Schlafen.

Wir fahren weiter nach Stave auf einen Campingplatz mit wunderschöner Aussicht aufs Meer. Bekommen sogar einen exzellenten Platz mit Sicht auf den schönen Strand aus der Schiebetür raus. Die Arbeit ist etwas kurz gekommen die letzten Tage, deshalb verbringen wir den Nachmittag im Camper. Abends gibt's aber noch ein Spaziergang am Wasser entlang.

Pünktlich um Mitternacht stürze ich mich ins kalte Wasser zum "anbaden" sozusagen. Die Sonne steht immer noch am Himmel und es ist ungewohnt, dass es nicht mehr dunkel wird. Unser Tag-Nacht-Rhythmus kommt ein wenig durcheinander.

Wir sind wegen der Aussicht die man auf dem Måtind bestaunen kann nach Andøya gekommen und deshalb schwingen wir uns am nächsten Tag auf die Fahrräder und radeln 5km zum Startpunkt der Wanderung.
Die ansonsten schöne Strecke wird zum kleinen "Horror"-Trip, da uns die gesamte Strecke über hunderte von Fliegen um den Kopf und Körper schwirren, und sich bei jeder Verschnaufpause überall hinsetzen. Ein kleiner Trost ist lediglich, dass wir nicht die einzigen sind, die die Fliegen fast einatmen. Alle Wanderer ziehen ihren persönlichen Fliegenschwarm hinter sich her.
Gott sei Dank ist am Aussichtspunkt dann etwas weniger Insektenparty und wir genießen den Ausblick und versorgen meine Blasen an Hacken und Zehen.

Am nächsten Tag ist unser Strom (Wohnraumbatterie) mal wieder leer. Daher können wir nicht freistehen sondern müssen weiter zum nächsten Campingplatz. Wir verlassen Andøya, machen einen Stop beim Einkaufen und fahren dann nach Hennes.
Der kleine Campingplatz tut es uns in den nächsten Tagen mit seinem Charme an. Wir werkeln an Ylvi (hier und da gibt es weiter Optimierungsbedarf), entspannen in der Sonne mit einem Buch, genießen die kostenlosen, unbegrenzten warmen Duschen, haben die Möglichkeit kostenlos Wäsche zu waschen und arbeiten am Blog.

Da bei Hennes die Straße mehr oder weniger endet haben wir nur die Möglichkeit die Straße zurückzufahren (Umweg) oder eine Fähre zu nehmen. Zeitlich passt uns die Abfahrtzeit der Fähre zwar eigentlich nicht, aber wir entscheiden uns dann doch dafür. Eine der besten Entscheidungen! Mit 20kn brausen wir übers Wasser, der Wind weht uns ins Gesicht und die unglaubliche Landschaft zieht an uns vorbei. Ein wenig wie Fliegen.

Wir möchten unbedingt einmal die Mitternachtssonne miterleben und führt es uns in die Nähe von Laukvik, wo wir am Straßenrand einer wenig befahrenen Straße Platz finden und einen entspannten Abend genießen, mit den Büchern vor der Nase in der Abendsonne liegend. Und gegen 23:30 Uhr widmen wir unsere Aufmerksamkeit dem Naturspektakel der Mitternachtssonne. Das Licht ist unglaublich warm und friedlich, die Stimmung ruhig und staunend um uns herum. Es wird nicht viel gesprochen, alle genießen die schönen Farben, den leichten, nicht kalten Wind und die Harmonie des Moments. Wunderschön.

Am nächsten Tag müssen wir uns mal wieder ein paar Erledigungen widmen. Einkaufen, ein Besuch beim Baumarkt und wir möchten endlich unsere kaputte Starterbatterie entsorgen. Ein Mann bei Biltema erzählt uns, dass Tankstellen alte Batterien annehmen. Der Mann bei der Tankstelle wundert sich und fragt sich, warum die Leute das immer behaupten und schickt uns zu einem Campingplatz, die angeblich alte Batterien entgegennehmen. Der "Campingplatz" ist lediglich ein Self-Service Stellplatz, nix mit Entsorgung. Entnervt gehts weiter zur Touristeninfo die uns zwei Anlaufenstellen nennt. Die Erste möchte Geld dafür haben, sagt das der Abfallhof die vermutlich kostenlos nimmt. Der Abfallhof hat leider aber mittlerweile seit 50 Minuten geschlossen und so fahren wir die Batterie weiter mit uns rum.
Die Stellplatzsuche am Abend gestaltet sich schwierig, aber wir finden einen Parkplatz wo man gegen Bezahlung nächtigen darf.

Da man auf den Lofoten fantastisch Wandern kann, machen wir genau das bei schönstem Wetter nochmal. Rauf gehts auf den (die?) Offersoykammen- diesmal sogar ohne Fliegen und ein wenig abkühlendem Wind. Relativ steiler, anstrengender Aufstieg, da ich nicht so richtig in Form bin. Das Abendessen des letzten Tages hab ich nicht gut vertragen und so plagt mich schon den ganzen Tag Übelkeit und ein flauer Magen. Trotzdem genieße ich die Aussicht und freue mich über das wunderschöne Wetter, dass uns die Lofoten diesmal bescheren.

Abends müssen wir dringend duschen und bekommen den letzten Platz auf einem Campingplatz in Ramberg, da unserer Favorit schon voll belegt war. Duschen sind zwar kostenfrei, aber arschkalt, da die ihren Warmwasserboiler zu klein dimensioniert haben. Ein Ding, was ich beim Campen wirklich nicht schön finde. Zu wenig Wasserdruck, zu wenig warmes Wasser für die Anzahl an Gästen und dann kostet der Spaß meistens noch Geld. Aber gut, man kann nicht alles haben. Kurz vor Mitternacht genießen wir erneut die Mitternachtssonne.

Am folgenden Tag ziehen wir dann um zum Lofoten Beach Camp, wo wir gleich mehrere Nächte bleiben. Das Wetter ist zunehmend wechselhaft. William arbeitet mehrere Tage, wir gucken Filme, spielen mal wieder etwas am PC, gehen Spazieren und an den Strand. Und erneut gibt's einen spektakulären Sonnenuntergang.

Außerdem beobachten wir ein paar Surfer beim Wellenreiten unter der Mitternachtssonne.

Eigentlich ist das Surfen schon lange ein Traum, den ich gerne verwirklichen möchte. Das Beach Camp bietet sogar jeden Tag Anfänger-Kurse an, aber ich traue mich nicht. Habe Angst, das mein Englisch nicht gut genug ist und die Verständigung nicht reibungslos klappt. So stehe ich mir selbst im Weg und wir reisen nach 5 Nächten weiter, ohne das ich das Surfen ausprobiert hätte. Schade eigentlich, aber es wird nicht die letzte Möglichkeit gewesen sein.

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Der Wetterbericht sieht auf für die kommende Woche nicht sonderlich gut aus und so nutzen wir einen der letzten Tage mit besserem Wetter um den Reinebringen zu besteigen. Die Sherpas aus Nepal haben in den vergangenen Jahren eine lange Treppe rauf zum Gipfel geschaffen, um diesen besser zugänglich zu machen. Davor war es eine der gefährlichsten Wanderungen, auf der es regelmäßig zu abstürzen kam. 1900 Stufen geht es bergauf- eine Herausforderung für unsere Beine und die Kondition. Nach 1.5h sind wir oben und dürfen den wundervollen Ausblick genießen. Was für ein Privileg.

Am nächsten Tag heißt es dann Abschied nehmen von den Lofoten. Das nicht so gute angesagte Wetter treibt uns zur Weiterreise- schließlich wollen wir Fjord-Norwegen noch besuchen.
Die Lofoten haben uns dieses Mal unglaublich schönes Wetter geschenkt. Warme Tage mit Sonne und wolkenlosem Himmel, um diese atemberaubende Natur zu bestaunen. Mehr hätten wir uns nicht wünschen können.
Die Lofoten sind auf jeden Fall einen Besuch wert. Zwischen schroffer Landschaft schlängeln sich enge Straßen hindurch, die zu Orten mit kleinen (und großen) roten, weißen und schwarzen Holzhäusern führen. Manchmal führen sie aber auch an weiße, karibische Strände, mit Wasser so klar, dass man Meter tief blicken kann. In allen Farben glitzert das Meer und lädt zum Staunen ein. Und genau das tun wird. Staunen, über das, was die Natur hervorbringt und welch ein Privileg es ist, diese Wahrnehmen zu dürfen.
Auf wiedersehen Lofoten.