Woche 29 - 24.01.-30.01.
Weiter gehts auf unser "Sightseeing Tour" durch Spanien.
Von Baza aus fahren wir nach Grenada, um die Alhambra anzusehen. Auf dem Weg dorthin bewegen wir uns am Rande der Gorafe Wüste entlang (ohne uns dessen bewusst zu sein) und werfen begeisterte Blicke auf die schneebedeckten Gipfel der Sierra Neveda.
Granada begrüßt uns dann mit vollen Straßen und Gewerbegebieten neben der Schnellstraße. Nach fünf Tagen Nationalpark mit wenig Autos und Menschen ist die Großstadt ganzschön überladen. Auf einem offiziellen Wohnmobilparkplatz bei der Alhambra können wir Ylvi sicher parken und nach Vorlage unserer Ausweise bekommen wir die Tickets für 18€/Person.
Zuerst geht es für uns durch den Generalife der Alhambra. Ein Audioguide erzählt etwas zu den verschiedenen Gebäuden und Höfen die wir passieren. Beeindruckend, was die Mauren vor so langer Zeit für ein Wissen über das Wasser und dessen Verteilung hatten. Und auch wenn man versucht, alles Originalgetreu zu restaurieren, kann ich mir kaum vorstellen wie es zur Zeit der Mauren gewesen sein muss. Vor allem die Massen an Touristen setzten meiner Vorstellungskraft einen gehörigen Dämpfer. Jeder hält sein Handy in der Hand und richtet es in irgendwelche Ecken, drückt ab ohne wirklich hinzuschauen, da der Blick schon wieder irgendwo anders ist. Die Leute machen Selfies mit Selfiesticks, obwohl an jeder Ecke steht man solle keine benutzen. Jeder posiert vor irgendeiner Wand, vor den Springbrunnen, einer Säule, der Aussicht auf die Stadt oder einfach auch irgendwo, wo's eigentlich nichts zu gucken gibt. Hauptsache alles festhalten, um später allen zeigen zu können: "Ich war hier! Schau's dir an! Glaubs mir, ich hab Beweise!"... Und während ich mich darüber aufrege was andere so tun, muss auch ich mir an die eigene Nase fassen, denn auch ich renne mit meiner Kamera durch die Gänge und fotografiere... Komische Gesellschaft eigentlich... Vielleicht sollte man nicht überall sein Handy oder die Kamera mit hin nehmen und manchmal auch einfach den Augenblick genießen... Die Leute früher konnten es ja auch.
Wir schlendern eine Weile durch die Anlage, setzen uns in die Sonne und genießen den Ausblick bei einer Apfeltasche und warten auf unser Zeitfenster, um auch den Palast noch anschauen zu können.
Der Palast ist dann das tatsächliche Highlight, zumindest was die Architektur angeht. Zu Zeiten der Mauren muss es wahnsinnig prunkvoll gewesen sein. Die ganzen Schnörkel und Verziehrungen, die heute ihre Farbe verloren haben und nicht mehr so kontrastreich sind, mussten unglaublich majestätisch gewesen sein.
Leider sind es mir auch hier zu viele Leute, weshalb man viele Dinge gar nicht so genau angucken kann, da man sich ständig in einer Traube Menschen bewegt, die einen quasi von Raum zu Raum mitzieht.
Am Abend fahren wir dann noch nach Torre del Mar, um unser Starlink Paket einzusammeln. Und auf der Suche nach einem Schlafplatz kommen wir mal wieder mit der völlig, von (Dauer)-Campern überfluteten, überfüllten Stellplatzsituation in Kontakt. Wir fahren drei Plätze an, die alle bis auf den letzten Platz gefüllt sind. Wenn man nicht schon um 13 Uhr anreist, hat man schlechte Chancen hier noch einen Platz zu finden. Schade. Im Innland haben wir nach nochmal 1h Fahrt mehr Glück.
Da wir mal einen Tag Pause brauchen, suchen wir uns am nächsten Tag nur einen neuen Schlafplatz und verbringen dort den Tag. Am Abend lernen wir noch Uli und Jürgen kennen, mit denen wir zu Abend essen und uns unterhalten. Ich freue mich über den Kontakt, wenn er auch nur für einen Abend war.
Sie empfehlen uns eine Wanderung in einer Schlucht auf dem "Camino del Rey". Wir gucken nach Tickets, doch es sind schon alle ausgebucht. Daher fahren wir tags darauf erstmal nach Iznajar und spazieren durch die idyllische Kleinstadt.
Wir beschließen unser Glück trotzdem mal zu versuchen und am nächsten Tag doch den Camino del Rey zu besuchen, doch es ist Samstag und schon als wir nur in die Nähe kommen, schreckt uns die Fülle so ab, dass wir weiter fahren.
So führt uns unser Weg nach Ronda, wo wir direkt wieder mit dem Parkplatzproblem in Kontakt kommen. Der erste angefahrene Platz ist voll, und um zum zweiten zu gelangen schickt Google uns auf eine winzige Straße. Als der Weg immer enger wird, halten wir irgendwann an. Eine Frau, die vor ihrer Werkstatt steht, sieht uns wohl an, dass wir an der Routenführung zweifeln. Es stellt sich heraus, dass sie Deutsche ist und wir quatschen eine Weile mit ihr. Wir dürfen dann bei ihr in der Einfahrt parken, bekommen sogar ein kleines Glas mit leckerer Orangenmarmelade geschenkt und ihre Nummer, falls wir in Spanien mal Hilfe benötigen. Wir fühlen uns vom Glück begünstigt. So gut hat bestimmt noch niemand in Ronda geparkt.
Planlos laufen wir Kreuz und Quer durch die Stadt, die auf einem Plateau liegt, von dem aus man einen herrlichen Blick auf die Umgebung hat. Wir lauschen einer Harfenspielerin, bewundern die Mandelbäume die angefangen haben zu Blühen, genießen die Sonne auf unseren Gesichtern. Wie gut, dass wir hierher gekommen sind und uns nicht mit tausend Touristen über den Camino gezwängt haben.
Den Sonnenuntergang kann man besonders gut ein Stück außerhalb der Stadt beobachten, denn dann scheint die Sonne wunderschön auf die Brücke, die die Schlucht die Ronda teilt, überbrückt.
Am Tag darauf verlassen wir Ronda, um in die Nähe von Gibraltar zu kommen. Da wir die Stellplatzsituation an der Küste fürchten, sichern wir uns noch ein wenig im Hinterland einen Stellplatz und verbringen den Tag dort.
Gibraltar erreichen wir dann am frühen Nachmittag. Wir parken auf dem letzten spanischen Parkplatz vor der Grenze und laufen rüber auf den Landzipfel, der britisches Überseegebiet ist. Gut, dass wir unsere Pässe dabei haben, denn auch wenn es nur eine lasche Kontrolle ist - kontrolliert wird.
Man versucht uns eine Taxifahrt auf den Affenfelsen anzudrehen, aber wir laufen das Stück dann lieber selbst. Komisch, dass plötzlich wieder alles auf Englisch dran steht. Es ist wie eine kleine Zeitreise zurück nach Großbritannien.
Ein Stück laufen wir durch die Flaniermeile der Stadt, ehe wir uns langsam den Berg hinaufbewegen. Auch wenn die Wolken tief hängen, malt das Licht in der Ferne Muster auf das Wasser und lässt den Ausblick, trotz tristem Wetter, einmalig aussehen.
Da Gibraltar schon immer ein sehr militärisch genutztes Fleckchen Erde ist, finden wir unter anderem mehrere Geschütztürme aus dem 20. Jahrhundert, die man besichtigen kann.
Und dann kommt mein persönliches Highlight. Die Affen vom Affenfelsen, die dem Rock of Gibraltar, zumindest im Deutschen, seinen Namen gegeben haben. Ich könnte ihnen Stundenlang dabei zusehen, wie sie durch die Gegend klettern und schwingen, sich raufen, lausen oder die Touristen als Kletterhilfen benutzen. Und immer wieder finde ich es erstaunlich, wie nah die Leute an die Affen rantreten um Fotos zu machen. Die halten den Tieren ihr Handy quasi schon ins Gesicht... Egal, ob Jungtier oder ausgewachsener Affe. Erstaunlich, wie ruhig die Mutteraffen dabei geblieben sind. Wir beobachten unsere felligen Verwandten lieber mit respektvollem Abstand und Teleobjektiv.
Anschließend gehts für uns über die "Mediterranian Steps" auf der steilen Ostseite des Rock of Gib. wieder bergab, ehe wir die Südecke umrunden und wieder im im Trubel der Stadt ankommen.
Dort machen wir noch ein Abstecher durch den botanischen Garten, wo uns erneut wildlebende Hühner auffallen.
Und nach einem Stop in einem Restaurant verlassen wir das britische Überseegebiet wieder und beenden so die kleine Zeitreise zurück nach England.
Am letzten Tag für diese Woche geht es für uns dann noch ein Stück weiter nach Süden, nämlich nach Tarifa. Dort ist es erstaunlich windig und wir entdecken am Strand Kitesurfer, die bei dem stärkerwerdenden Wind im flachen Wasser hin- und herflitzen.
Wir wollen eigentlich bis zum Leuchtturm von Tarifa, um wirklich am südlichsten Punkt gewesen zu sein, aber ein Tor versperrt uns den Weg. Schade. Daher fotografiere ich weiter die Sportler im Wasser.
Und recht unerwartet treffen wir ein Pärchen wieder, was wir schon Tags zuvor am Affenfelsen getroffen haben. Mit Nele und Georg verbringen wir den Rest des Nachmittags zusammen in Tarifa. Gemeinsam spazieren wir durch die Gassen des Orts und die Zeit vergeht wie im Flug. Die beiden müssen ihren Bus bekommen, da sie zurück nach Algeciras müssen und wir wollen noch ein bisschen Strecke machen, um nach Portugal zu kommen.
Mit dieser schönen Begegnung endet Woche 29.
Nächste Woche gibts wieder Updates.
Bis dahin!