Erster Ausbau
In diesem Post erzählen wir euch, wie wir unseren ersten Ausbau gestaltet haben, und am Schluss erzählen wir euch, weshalb wir alles wieder rausgerissen und noch mal von Vorne angefangen haben :D
Hier direkt mal der Link zum aktuellen zweiten Ausbau, falls ihr euch eher für den Zustand JETZT interessiert.
Gelernt haben wir dennoch viel, von daher sind wir nicht traurig, alles nochmal machen zu müssen. :)
Und wer weiß, vielleicht kommt ja noch ein DRITTER Ausbau?! Aber genug vom zweiten oder vielleicht sogar schon dritten Ausbau, hier jetzt erstmal der Erste.
Bevor wir mit unserem Ausbau beginnen konnten, mussten wir zunächst die zwanzig Jahre alte Verkleidung aus dem Bus entfernen. Vorsichtig versuchten wir, die ganzen Teile auszubauen ohne dabei etwas kaputt zu machen, da wir dachten, wir könnten das Zeug noch an jemanden verkaufen. Im nachhinein hätten wir uns die Mühe sparen können, denn wir schmissen alles, bis auf die Sitze, die wirklich noch jemand haben wollte, weg.
Nachdem alles draußen war, waren wir positiv überrascht, dass der Bus so gut wie keinen Rost hatte und auch sonst alles in einem fast einwandfreien Zustand war. Wir hatten vorher schon viele Videos von anderen DIY Projekten gesehen und einige davon hatten große Probleme mit Rost oder verklebten Bodenmatten, weshalb wir das schlimmste befürchtet hatten. Da wir keins der besagten Erschwernisse hatten, konnten wir direkt loslegen.
Die Unterkonstruktion für die Bodenplatte bauten wir aus normalen Vierkanthölzern. Dabei war uns wichtig, dass das Gestell auch wirklich fest im Boden verankert ist, da es den gesamten Ausbau hält, wenn wir mal richtig Bremsen müssen. Wir verschraubten die Leisten mit M10 Schrauben in den schon vorhandenen Gewinden im Boden, die vorher der Befestigung der Sitze gedient hatten. Außerdem setzten wir zusätzlich noch ein paar Querhölzer ein, um noch mehr Befestigungsfläche für die Bodenplatte zu haben.
Als Nächstes versuchten wir den Bus so gut wie möglich zu dämmen. Dazu benutzen wir, das von vielen angepriesene ArmaFlex. Der Schaumstoff lässt sich wirklich gut verarbeiten. Nur möchte ich den Tag nicht erleben, wo wir das Zeug wieder abmachen müssen. Ich glaube, vorher verkaufen wir das Auto lieber. Unter dem ArmaFlex verklebten wir zusätzlich noch Alubutylmatten zur Geräuschminimierung an den Radkästen und den Außenwänden.
Über das Holz, welches wir als Bodenplatte nehmen wollten, waren wir uns länger nicht einig. OSB-Platte oder eine normale Holzplatte? Wenn eine normale Holzplatte, muss man die noch behandeln? Dann doch lieber OSB-Platte, dass hatte ich auch schon bei anderen gesehen.
Die Entscheidung nahm uns letztlich ein OBI-Mitarbeiter im Zuschnitt ab. Auf seine Frage, was wir denn mit der Platte machen wollten, erzählten wir ihm von unserem Plan. Er meinte daraufhin wir sollen doch mit Siebdruckplatten arbeiten. Die seien sehr stabil und auch relativ wasserbeständig, sodass wir nicht das Problem haben würden, dass uns die Platte irgendwann wegschimmelt. Dankbar nahmen wir seinen Rat an und kauften eine 15mm Starke Siebdruckplatte für unseren Boden.
Wir hatten zum Glück die alte Bodenmatte noch nicht weggeschmissen und nahmen diese als Schablone, um unseren neuen Boden zurecht zuschneiden. Das klappte ziemlich gut- wir sind bis heute zufrieden mit dem Ergebnis. Ein weiterer guter Tipp war ein Stichsägenblatt, welches auf der Vor- und Rückseite Zähne hat, da man mit diesem wunderbar Rundungen sägen kann.
Für die Seitenverkleidung verwendeten wir Sperrholzplatten, die wir mit Holzlasur färbten. Dabei ist wichtig, dass man beide Seiten der Platte lasiert, damit sie sich nicht verziehen. Jetzt, 2022, drei Jahre nach dem ersten Ausbau hätte ich vielleicht eine andere Lasurfärbung gewählt. :D
Die Holzplatten in die richtige Form zuzusägen war leichter als gesagt, da wir diesmal keine Schablone hatten. Daher versuchten wir uns aus Papperesten eine Schablone zu basteln, aber das glückte auch nur teilweise. Alternativ versuchten wir die ganzen Kanten mit Kreppband abzukleben, die Kontur des benötigten Abschnittes nachzuzeichnen und das Kreppband anschließend auf die Holzplatte zu kleben. Die Mischung aus allen Varianten machte es schlussendlich, sodass wir ein halbwegs gutes Ergebnis erzielten. Die Platten befestigten wir mit M-Schrauben in Blindnietmuttern, die wir vorher in der Karosserie genietet hatten.
Da wir im ersten Ausbau keinen Schrank an irgendeiner Seite geplant hatten, konnten wir nachdem wir die Seiten neu verkleidet hatten, mit dem Bettgestell anfangen. Mit 45x45mm starken Kanthölzern konstruierten wir ein Grundgestell, welches über die gesamte Breite des Busses ging und 1,80m lang war. Die letzten 20cm wollten als einen klappbaren Teil bauen, damit man ein wenig Platz schaffen kann.
Das Ganze verschraubten wir in der Bodenplatte. Zusätzlich umbauten wir aber auch die Radkästen, sodass wir noch eine weitere physische "Bremse" hatten, falls irgendetwas nicht halten würde und sich unser Ausbau verselbstständigen wollte (was er natürlich nicht getan hat, da wir alles gewissenhaft verschraubt haben).
Unter dem Bett wollten wir die Fläche für Stauraum nutzen. Um den Raum möglichst gut zu nutzen, kauften wir Schwerlastschienen um ausziehbare Schubladen einzubauen. Nach hinten raus gab es einen Auszug in ca. 1,20 x 1,20m, der für Kleidung, Werkzeug, Bücher etc. gedacht war. Zur Schiebetür raus planten wir einen Küchenauszug, ca. 1,60 x 0,40m. Der Einbau der Schienen war erstmal leicht, doch sobald wir die Basisplatte zwischen diese gesetzt hatten klappte gar nichts mehr. Wir hatten scheinbar unseren Ausbau nicht komplett parallel zueinander gebaut, was uns nun auf die Füße fiel. Nach endlosem zurechtsägen von kleinen Ausgleichplättchen und den Basisplatten funktionierte als erstes der Küchenauszug. Später bekamen wir auch den Heckauszug zum Laufen. Aber trotzdem wollten wir nie wieder eine Schublade bauen.
Gleichzeitig mit dem Einbau der Schwerlastschienen machten wir uns auch daran, die Deckenverkleidung zu planen. Zunächst dämmten wir auch die Zwischenräume des Daches mit ArmaFlex und klebten noch ein bisschen zusätzliches Alubutyl an die Decke.
Die Verkleidung bauten wir aus Nut und Feder Holz, welches wir mit einer dünnen Schicht Holzlasur weiß färbten. Zur Befestigung des Ganzen benutzen wir wieder M-Schrauben und Blindnietmuttern.
Im Rahmen des Einbaues der Decke verlegten wir auch gleich relevante Elektrik vom Heck nach vorne, da dies schwierig werden würde, sobald das Holz am Dach befestigt sein würde.
Das Licht und die Decke waren nun installiert, deshalb konnten wir uns jetzt wieder unseren Auszügen widmen. Aus noch mehr Siebdruckplatten bauten wir einen Schrank mit Fächern, die teils von oben, teils von der Seite benutzt werden sollten. Der äußere Teil war für Kleidung geplant, die Fächer an den Seiten für Kram den man eben mitnimmt (wie Bücher, Taschenlampe, Werkzeug usw.) und der innerste Teil für Wanderschuhe, Wasserkanister, Jacken und weiteres.
Wie sich beim Einsetzen der Zwischenbretter und der Türen irgendwann herausstellte, war nichts an unserem Schrank gerade. Was vermeidlich rechtwinklig aussah, war höchstenfalls ein beliebige Kreuzung zweier Bretter. Trotzdem schafften wir es, das Ding zu Ende zu bauen- und es sah sogar halbwegs gut aus. Nur hatten wir das Gewicht der Siebdruckplatten nicht berücksichtig, weshalb es auch ein ordentliches Eigengewicht mit sich brachte. Gefüllt war es später bestimmt 60-70kg schwer und einfach sehr unhandlich. Außerdem war die fest definierten Fächergröße unpraktisch. Wollte man etwas verstauen, was größer als die Tiefe eines Faches war, konnte es nicht mehr richtig verstaut werden. Deswegen war dieser Einrichtungsgegenstand auch der Erste, der wieder rausflog.
Als Türscharniere benutzen wir Aufschraubscharniere. Das funktionierte ganz gut.
Damit die Türen nicht während der Fahrt aufgehen, sicherten wir sie noch zusätzlich mit Magneten.
Als "Türgriff" benutzen wir ein simples Seil aus dem Seglerbedarf.
Nach dem Kampf mit unserem Heckauszug widmeten wir uns dann erstmal wieder leichterem. Wir bauten noch die fehlenden 20cm unseres Bettes an. Damit es klappbar war, montierten wir auf beiden Seiten ein einfaches Scharnier aus dem Baumarkt.
Außerdem begannen wir ein Lattenrost auf unser Grundgestell zu schrauben. Beim ersten Versuch schrauben wir die Bretter ein wenig zu weit auseinander an, sodass uns schnell klar wurde, dass wir noch ein paar Euro in weitere Bretter investieren sollten, damit wir später bequem liegen würden. Beim zweiten Versuch waren wir dann zufrieden.
Beim Küchenauszug wollten wir es "professioneller" machen und kauften uns ein Paar Winkelspanner. Das Ergebnis war wohl insgesamt besser, aber noch lange nicht rechtwinklig. Trotzdem sind wir bis heute zufrieden mit unserer kleinen Küche. Auch, nachdem wir mittlerweile einen neuen Ausbau haben. Das einzige Manko den diese Variante hatte war, das man immer draußen sein musste um an etwas dranzukommen.
Wir hatten außerdem gelernt aus unserem ersten Schrankbau und diesmal nicht 15mm Starke Siebdruckplatte verwendet, sondern nur 9mm dicke. Daher wurde der Auszug auch leichter.
Zur Aufteilung: Ganz außen wollten wir unseren Gaskocher haben, mit darunter zwei Schubladen für Besteck und Töpfe. (Ich weiß, wir hatten eigentlich gesagt, das wir nie wieder Schubladen bauen wollten ;D). Rechts daneben sollten Gewürze hinkommen und darunter Kochbücher oder Brotboxen, was auch immer man noch verstauen wollte. Ganz rechts befand sich das Fach für jegliche Vorräte. Und im Fach links daneben lagerten Teller, Tassen, Becher und Küchenbrettchen.
Auf das Lattenrost bauten wir noch ein paar Fächer rechts und links an der Seite, um noch mehr Platz zum Verstauen zu haben. Auf den beiden Reisen stellten sie sich als sehr praktisch heraus, da man darin wunderbar kleinere Dinge verstauen konnte.
Mithilfe von Sonja, Philines Mutter, wurden noch Vorhänge genäht. Da wir so gut wie keine Erfahrung mit Nähen hatten, übernahm Sonja den größten Teil. Die Vorhänge werden mit den in den Seiten vernähten Magneten an die Karosserie von Fred geclippt.
Als Material für den Vorhang nutzten wir Softshell Stoff, den uns eine Verkäuferin bei Karstadt empfohlen hatte. Er ist relativ dicht, sodass er auch bei Sonnenschein den Innenraum gut abdunkelt.
Mittlerweile war es Anfang Juli und am 20.07.2019 sollte es in Richtung England losgehen. Wir mussten uns also ranhalten, um noch alles zu schaffen. Wir mussten uns zum Glück "nur noch" um die Elektrik kümmern.
Unserer "Elektrikkasten" bestand aus zwei Ebenen. In der Unteren befand sich unsere Kühlbox, die auf einer Schublade rausgezogen werden konnte. Im oberen Teil war dann die Elektrik.
Wir hatten uns im Vorfeld überlegt, was wir alles damit betreiben wollten und wie wir unsere Batterie wieder laden wollten.
Oben auf das Dach sollte ein Solarpanel mit 100W, welches unsere 70 Ah Wohnraumbatterie laden sollte. Da wir mit dieser nur kleinere Geräte betreiben wollten (Bordbeleuchtung, Handy laden) entschiedene wir uns dagegen, die Lichtmaschine noch mit anzuschließen (was ja durchaus einige Bus-Bauer machen). Falls das Solarpanel mal nicht ausreichen sollte, haben wir aber noch zusätzlich die Möglichkeit, durch Landstrom unsere Batterie zu laden.
Dafür haben wir relativ zu Beginn ein Anschluss in die rechte Nebelschlussleuchte gelegt. Leider hatten wir beim ersten Test der Elektrik einen Loop gebaut, welcher unseren Wechselrichter grillte. Deshalb konnten wir bei unserer Englandreise den Landanschluss nicht nutzen konnten.
Um das Solarpanel mit dem Elektrikkasten zu verbinden, mussten wir wohl oder übel Löcher in den Bus machen. Das ist ein wenig gruselig, da man ja sonst immer darauf bedacht ist, bloß den Lack nicht zu beschädigen, damit kein Rost entstehen kann.
Damit kein Wasser in den Bus klebten wir eine Dachdurchführung über die Löcher und verklebten sie mit Sikaflex.
Eine Woche vor der Abreise konnten wir dann das erste Mal das Licht anschalten. Praktischerweise wurde es gerade dunkel und wir konnten unserer Werk in der Dunkelheit "bestaunen" konnten.
Damit war der erste Ausbau fertig.
Zeitlich haben wir dafür ein bisschen mehr als zwei Monate gebraucht. Gestartet haben wir am 01. Mai und fertig waren wir ca. am 15. Juli. Wir haben viel gelernt, was wir jetzt im zweiten Ausbau anwenden können. Tatkräftig wurden wir durch unsere Familien unterstützt. Jeder trug auf seine Weise einen Teil dazu bei. Schön fand ich auch die Gespräche mit den Leuten aus der Nachbarschaft, die nachdem sie uns lange im Vorbeigehen beobachtet hatten, immer wieder mal ansprachen. Und auch jene die uns nicht ansprachen warfen neugierige Blicke zu uns rüber, als würden sie stumm mitfiebern, ob wir unser Ziel erreichen würden und wie es zum Schluss aussehen würde.
2020 haben wir, wie oben schon erwähnt, den Heckauszug neu gemacht. Außerdem haben wir auch den Elektrikkasten nochmal verändert. Falls ihr euch für die Veränderungen interessiert könnt ihr hier den Ausbau 1.2. anschauen.
Wie versprochen erzählen wir euch aber auch noch, weshalb wir den ersten Ausbau Ende 2021 wieder rausgerissen haben.
Es gab einige Punkte, die wir bei unserem Ausbau nicht beachtet haben. Wir halten hier mal stichpunktartig fest, was uns alles gestört hat.
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- Das Bett: Wir haben das Bettgestell zu hoch gebaut, sodass wir nicht mehr gerade im Bus sitzen konnten. Da wir möglichst viel Stauraum generieren wollten, haben wir das Bett so hoch wie möglich gemacht. Ohne Matratze oben auf dem Lattenrost konnte ich (Philine) auch noch gerade so aufrecht sitzen, aber mit Matratze war es auch für mich unmöglich auch nur halbwegs gerade zu sitzen.
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- Wir haben "nur" einen kurzen Bus. Unser Bett ist schon 2m lang und so bleiben nur 40cm übrig, in denen wir uns aufhalten können, falls mal schlechtes Wetter ist. Auch wenn man 20cm vom Bett umklappen kann, so kann man sich auf den 60cm so gut wie nicht bewegen. Sobald mal schlechtes Wetter war, konnte man sich nur schlecht stundenlang drinnen aufhalten, ohne schlafen zu wollen.
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- Man kann die Küche nur von draußen bedienen. Ist das Wetter mal schlecht, kann man nicht mal an einen Messer kommen, um sich drinnen wenigstens ein Brot zu schmieren. Einfach unpraktisch.
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- Auch an den Heckauszug kann man nur von draußen drankommen. Ebenfalls nicht wirklich schlecht Wetterkompatibel.
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- Ist man erstmal nass ist es sehr schwierig es wieder trocken zu bekommen. Durch das zu hohe und große Bett, kann man nicht mal irgendetwas aufhängen, weshalb nach kurzer Zeit alles feucht und klamm ist. Wirklich nicht schön.
Es gab noch einige Kleinigkeiten mehr, aber vor allem die Schlecht-Wetter-Inkompatibilität war das größte Manko was dieser Ausbau hatte. Bei unserer zweiten Reise sind wir mit Fred bis ans Nordkap gefahren. In der Zeit hatten wir immer wieder schlechtes Wetter, bei dem man sich nicht draußen aufhalten konnte. Bei 5°C und Regen im Bus zu sein, ohne sich einmal um die eigene Achse drehen zu können und so stundenlang ausharren zu müssen ist einfach anstrengend. Daher haben wir uns nach der Reise dazu entschieden alles wieder rauszureißen. Was wir mühselig in 2,5 Monaten aufgebaut hatten, bauten wir in 2,5 Stunden wieder auseinander. Hier noch ein Bild vom Ausbau.